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@techreport{daxbeck96[TUW-144146],
    author = {Daxbeck, Hans and Lampert, Christoph and Morf, Leo S. and Obernosterer, Richard and Rechberger, Helmut and Reiner, Iris and Brunner, Paul H.},
    title = {{D}er anthropogene {S}toffhaushalt der {S}tadt {W}ien - {N}, {C} und {P}b ({P}rojekt {P}{I}{L}{O}{T})},
    institution = {{E}226 - {I}nstitut f{\"u}r {W}asserg{\"u}te und {R}essourcenmanagement; {T}echnische {U}niversit{\"a}t {W}ien},
    year = {1996},
    url = {http://publik.tuwien.ac.at/files/PubDat_144146.pdf},
    abstract = {{N}achdem in einer ersten {S}tudie die {B}edeutung des {I}nstrumentes ''{S}toffflussanalyse'' f{\"u}r eine nachhaltige urbane {E}ntwicklung gezeigt werden konnte, bestand das {Z}iel des vorliegenden {F}orschungsprojektes in der erstmaligen {U}ntersuchung des anthropogenen {M}etabolismus der {S}tadt {W}ien anhand der drei {S}toffe {K}ohlenstoff, {S}tickstoff und {B}lei. {D}a parallel dazu mit derselben {M}ethodik durch das {I}nstitut f{\"u}r {P}flanzenphysiologie der {U}niversit{\"a}t {W}ien der nat{\"u}rliche {S}toffwechsel von {K}ohlenstoff, {S}tickstoff und {B}lei in {W}ien untersucht wurde, besteht jetzt eine wertvolle {B}asis um in {Z}ukunft 1. die {W}echselwirkungen menschlicher {A}ktivit{\"a}ten mit der nat{\"u}rlichen {U}mwelt zu vergleichen sowie um 2. die {S}tadt {W}ien bez{\"u}glich der drei untersuchten {S}toffe in {R}ichtung {N}achhaltigkeit zu gestalten. \par
{I}m {V}ordergrund des {P}rojektes standen methodische {F}ragestellungen: {I}st es {\"u}berhaupt m{\"o}glich, f{\"u}r die ausgew{\"a}hlten {E}lemente {S}toffbilanzen f{\"u}r die {S}tadt {W}ien zu erstellen? {W}ie kann man den {A}ufwand zur {B}estimmung der unz{\"a}hligen {S}tofffl{\"u}sse und -lager minimieren? {W}elche {D}aten m{\"u}ssen gemessen werden, welche k{\"o}nnen hergeleitet respektive bilanziert werden? {D}ie wichtigsten {F}ragen aus inhaltlicher {S}icht waren: {W}elches sind die dominierenden {F}l{\"u}sse und {L}ager f{\"u}r {K}ohlenstoff, {S}tickstoff und {B}lei in {W}ien? {W}elches sind effiziente {M}a{\ss}nahmen, um den {S}toffhaushalt der {S}tadt {W}ien bez{\"u}glich langfristiger {U}mweltvertr{\"a}glichkeit und optimaler {R}ohstoffnutzung zu steuern? {W}elche praktische {B}edeutung haben die {U}ntersuchungen f{\"u}r die {S}tadt {W}ien?. \par
{D}as {V}orgehen zur {B}eantwortung dieser {F}ragen bestand darin, anhand von verf{\"u}gbaren {D}aten der statistischen {\"{A}}mter von {B}und, {L}and und {S}tadt, anhand von {L}iteratur und von fr{\"u}heren {A}rbeiten des {I}nstitutes f{\"u}r {W}asserg{\"u}te und {A}bfallwirtschaft den {S}toffwechsel der {S}tadt {W}ien zu analysieren und quantitativ zu beschreiben. {I}m ersten {S}chritt wurde dazu eine {G}{\"u}teranalyse durchgef{\"u}hrt. {I}m zweiten {S}chritt wurden die {K}onzentrationen an {K}ohlenstoff, {S}tickstoff und {B}lei in diesen {G}{\"u}tern gesucht. {A}nschlie{\ss}end wurden die {S}tofffl{\"u}sse und -lager berechnet respektive abgesch{\"a}tzt. \par
{F}olgende {R}esultate wurden erhalten: {E}s ist prinzipiell m{\"o}glich, den {S}toffhaushalt einzelner {S}toffe einer {S}tadt zu analysieren und zu bestimmen. {F}{\"u}r diejenigen {E}lemente, f{\"u}r die, beispielsweise aus {G}r{\"u}nden der {E}nergieversorgung, bereits viele {D}aten vorhanden sind, ist eine {S}toffbilanz relativ einfach zu erstellen ({K}ohlenstoff). {S}chwierigkeiten ergeben sich f{\"u}r diese {S}toffe h{\"o}chstens f{\"u}r die {Z}uordnung zu definierten {P}rozessen innerhalb oder au{\ss}erhalb der {S}ystemgrenzen (z.{B}. {P}endler, {T}ouristen etc.). {F}{\"u}r {S}toffe, die bisher nur punktuell betrachtet wurden (z.{B}. {B}lei als {T}reibstoffzusatz), ist eine genaue {B}ilanzierung deshalb noch nicht m{\"o}glich, weil bisher eine systematische {A}useinandersetzung mit der {M}ethodik der {E}rfassung aller wichtigen {F}l{\"u}sse und {L}ager noch nicht stattgefunden hat. {T}rotzdem k{\"o}nnen auch f{\"u}r solche, erst mangelhaft erfassbare {S}toffe bereits wichtige {A}ussagen getroffen werden. \par
{A}us inhaltlicher {S}icht {\"u}berrascht zuerst der gro{\ss}e j{\"a}hrliche {S}toffimport in die {S}tadt {W}ien von 300 {M}io. {T}onnen, entsprechend rund 200 {T}onnen pro {E}inwohner. {R}und die {H}{\"a}lfte dieser {M}enge flie{\ss}t durch die privaten {H}aushaltungen, der {R}est durch {I}ndustrie, {G}ewerbe und {D}ienstleistung inkl. {I}nfrastruktur. {U}ngef{\"a}hr 75 {\%} des {G}{\"u}terflusses besteht aus {W}asser, 18 {\%} aus {L}uft und ''nur'' 2-5 {\%} aus {B}aumaterialien und 1 {\%} aus den restlichen {P}roduktions- und {K}onsumg{\"u}tern. {D}er {S}toffinput ist gr{\"o}{\ss}er als der {O}utput, die {S}tadt {W}ien w{\"a}chst somit. {D}er {O}utput besteht als {S}piegel des {I}nputs wiederum vorwiegend aus ({A}b-){W}asser und ({A}b-){L}uft. {D}ie gro{\ss}e {B}edeutung der {M}a{\ss}nahmen zur {V}ersorgung und {E}ntsorgung des {W}assers und der {A}bw{\"a}sser wie auch der {A}bluft f{\"u}r die {L}ebensqualit{\"a}t und die {Q}ualit{\"a}t der {U}mwelt in {W}ien wird aus diesen {Z}ahlen ersichtlich. \par
{D}as vom {M}enschen geschaffene {L}ager in {H}aushaltungen, {I}nfrastruktur, {I}ndustrie, {G}ewerbe und {D}ienstleistung der {S}tadt {W}ien betr{\"a}gt knapp {\"u}ber 500 {M}io. {T}onnen, entsprechend einer pro {K}opf {M}enge von 350 {T}onnen. {D}ieses {L}ager w{\"a}chst j{\"a}hrlich 1 - 3 {\%}. {R}und 10 {\%} des ''{L}agers'' befinden sich in {D}eponien der {S}tadt {W}ien, die um 1 {\%} pro {J}ahr wach-sen. {A}bsolut gesehen ist der {I}nput in die {D}eponien eine {G}r{\"o}{\ss}enordnung kleiner als derjenige in die restliche {S}tadt; das gr{\"o}{\ss}te, sich immer noch im raschen {A}ufbau befindliche {R}ohstofflager befindet sich in der {S}tadt selbst und nicht in seinen {D}eponien. {W}ill man dieses {L}ager in {Z}ukunft entsorgen, ergibt sich gegen{\"u}ber heute ein um ein {V}ielfaches gr{\"o}{\ss}erer {D}eponiebedarf; deshalb und aus {G}r{\"u}nden der besseren {R}ohstoffnutzung sollte das {L}ager ''{S}tadt'' zuk{\"u}nftig stofflich genutzt und wiederverwertet werden. \par
{F}{\"u}r die einzelnen {S}toffe ergeben sich folgende {E}rkenntnisse: \par
{W}ien ist sowohl f{\"u}r {K}ohlenstoff als auch f{\"u}r {S}tickstoff in erster {L}inie ein {D}urchflussreaktor. {B}eide {E}lemente spielen bei der {E}nergieumwandlung eine gro{\ss}e {R}olle; der {F}luss von {K}ohlenstoff verl{\"a}uft vorwiegend {\"u}ber {B}renn- und {T}reibstoffe in die {A}tmosph{\"a}re, derjenige von {S}tickstoff ebenfalls. {I}hr {F}luss durch {W}ien kann durch entsprechende energie-, verkehrs- und raumplanerische {M}a{\ss}nahmen stark ver{\"a}ndert werden. {S}tickstoff spielt eine hervorragende {R}olle in der menschlichen und tierischen {E}rn{\"a}hrung. {S}ein {F}luss via {I}ndustrie und {G}ewerbe {\"u}ber die {V}ersorgung in die privaten {H}aushalte belastet schlussendlich die {D}onau. {D}iese {B}elastung kann durch die {D}enitrifizierung in der {K}l{\"a}ranlage, den haush{\"a}lterischen {U}mgang mit {S}tickstoff in der {V}ersorgung und in der {E}rn{\"a}hrung, wie auch mit alternativen {S}ammelsystemen f{\"u}r {U}rin und/oder {F}{\"a}kalien stark reduziert werden. \par
{S}owohl f{\"u}r {K}ohlenstoff als auch f{\"u}r {S}tickstoff stellen die {G}eb{\"a}ude und die {I}nfrastruktur der {S}tadt {W}ien ein betr{\"a}chtliches {L}ager dar. {D}ieses {L}ager an {H}olz und {K}unststoffen w{\"a}chst etwa 2 {\%} pro {J}ahr und es wird sich in den n{\"a}chsten 50 {J}ahren verdoppeln. {D}ieses {L}ager ist einerseits eine zuk{\"u}nftige {E}nergiequelle, die bis zu 10 {\%} des derzeitigen {K}ohlenstoffanteils der {E}nergietr{\"a}ger ersetzen k{\"o}nnte; andererseits kann es m{\"o}glicherweise auch stofflich genutzt werden. {E}s ist notwendig, die stoffliche {Z}usammensetzung der {G}{\"u}ter dieses {L}agers besser kennen zu lernen. {O}hne gen{\"u}gende {I}nformationen k{\"o}nnen beispielsweise bei der thermischen {N}utzung durch hohe {S}tickstoffgehalte im {B}rennstoff {P}robleme bei der {E}inhaltung der {E}missionsvorschriften f{\"u}r {S}tickoxide auftreten. {A}ber auch die betr{\"a}chtlichen {M}engen an {S}tickstoff in {B}auschutt m{\"u}ssen verifiziert und ihre m{\"o}glichen langfristigen {A}uswirkungen auf die {D}eponieumgebung abgekl{\"a}rt werden. \par
{D}ie bereits bekannten {F}orderungen nach {M}a{\ss}nahmen zur {R}eduktion des {C}{O}2-{A}ussto{\ss}es zur {E}rreichung des {T}oronto {Z}ieles lassen sich anhand der vorliegenden {K}ohlenstoffbilanzen best{\"a}tigen. \par
{D}er {S}toffhaushalt f{\"u}r {B}lei in {W}ien weist viele {L}{\"u}cken auf; in erster {L}inie ist die {A}nalyse der {L}ager und der {S}tofffl{\"u}sse zu vervollst{\"a}ndigen. {G}rob lassen sich ein {I}mport von 20.000 {T}onnen und ein {L}ager von 340.000 {B}lei absch{\"a}tzen. {I}m {B}ilanzjahr 1991 war infolge des verbleiten {T}reibstoffes der {K}fz-{V}erkehr mit rund 17 {T}onnen eine der {H}auptquellen von {B}lei in der {A}tmosph{\"a}re; diese {Q}uelle hat seit 1993 stark abgenommen. {W}egen der hohen {T}oxizit{\"a}t von {B}lei m{\"u}ssen in {Z}ukunft {B}leimport, -gebrauch und -lager bewusst und sorgf{\"a}ltig bewirtschaftet werden. {W}{\"u}rde nur 0.008 {\%} des im {L}ager der {S}tadt {W}ien vorhandenen {B}leis in die {U}mwelt emittiert, entspricht dies bereits den gesamten {E}missionen des {J}ahres 1991. {P}roduktions-, {K}onsum- und {R}ecyclingprozesse m{\"u}ssen demzufolge einen sehr hohen {W}irkungs-grad aufweisen, um die {D}issipation von {B}lei zu verhindern. {O}ptimal kann {B}lei erst bewirtschaftet werden, wenn alle seine wichtigen {F}l{\"u}sse und {L}ager bekannt sind. {D}ies w{\"u}rde es erlauben, gezielt {B}leilager aufzubauen und zu nutzen. {V}iele der heutigen punktf{\"o}rmigen {S}teuerungseingriffe in den {B}leihaushalt der {S}tadt {W}ien, beispielsweise {\"u}ber die {P}roblemstoffsammlung, sind wenig effizient. \par
{D}ie {A}rbeiten im {R}ahmen dieses {F}orschungsprojektes haben an den {B}eispielen der ausgew{\"a}hlten {S}toffe gezeigt, dass {S}toffflussanalyse und die {S}toffbuchhaltung f{\"u}r eine nachhaltige {E}ntwicklung der {S}tadt {W}ien sinnvoll und notwendig sind. {I}n {Z}usammenarbeit mit der {W}issenschaft und {F}orschung sollten diese {I}nstrumente von der {S}tadt weiterentwickelt und in der {P}raxis erprobt und angewendet werden. {D}ies w{\"u}rde den schrittweisen {\"{U}}bergang zu einer eigentlichen {S}toffbewirtschaftung in {W}ien erm{\"o}glichen. {I}nsbesondere f{\"u}r neue gro{\ss}e {P}rojekte und verkehrs-, energie- oder raumplanerische {E}ntscheidungen sollte dieses {I}nstrument eingesetzt werden. {D}ie {K}osten einer {B}ilanzierung von {S}toffen k{\"o}nnen zwar zu {B}eginn hoch sein, lassen sich aber durch eine sp{\"a}tere {F}ortschreibung stark reduzieren und sind langfristig vernachl{\"a}ssigbar im {V}ergleich zum {N}utzen der besseren {R}ohstoffbewirtschaftung, der {F}r{\"u}herkennung von potentiellen {A}ltlasten und der {P}r{\"a}vention von {U}mweltsch{\"a}den. \par
{D}ie {I}nitiative und {U}nterst{\"u}tzung der {W}{I}{Z}{K} erm{\"o}glichte, dass sich in {W}ien verschiedene {A}rbeitsgruppen gemeinsam der {S}toffhaushaltsthematik annehmen. {E}ine neue interdisziplin{\"a}re {Z}usammenarbeit entstand, und zahlreiche methodische und inhaltliche {D}iskussionen auf der {E}bene der {F}orschung und der {A}nwendung wurden ausgel{\"o}st. {D}as {T}hema ''{S}teuerung des urbanen {S}toffhaushaltes'' ist eine {H}erausforderung, die nur gemeinsam von verschiedenen {F}achdisziplinen und im {G}espr{\"a}ch mit den {B}etroffenen, d.h. der {B}ev{\"o}lkerung, der {W}irtschaft, der {P}olitik, der {S}tadtverwaltung und den {I}nstitutionen der {L}{\"a}nder und des {B}undes erfolgversprechend angepackt werden kann. {E}s ist zu hoffen, dass die ersten {A}ns{\"a}tze und {R}esultate gen{\"u}gend {M}otivation bieten, um den begonnen {W}eg weiterzugehen, und den {M}etabolismus der {S}tadt {W}ien gemeinsam {R}ichtung {N}achhaltigkeit weiter zu entwickeln.}
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Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.