[Zurück]


Wissenschaftliche Berichte:

H. Daxbeck, S. Neumayer, P.H. Brunner:
"Entwicklung von Grundlagen zur Institutionalisierung von Stoffstromanalysen in Krankenhäusern (Projekt AKIN-B)";
1999; 253 S.



Kurzfassung deutsch:
Im Zuge einer abfallwirtschaftlichen Genehmigung nach § 9 Abfallwirtschaftsgesetz ist u.a. auch die Vorlage eines Abfallwirtschaftskonzepts notwendig, in dessen Rahmen auch eine Input-Outputanalyse der wichtigsten Materialien enthalten sein soll. Um den Stand der Technik der betrieblichen Abfallwirtschaft des AKH beurteilen zu können, sind den Outputflüssen aus dem AKH dessen Inputflüsse zumindest in groben Zügen gegenüberzustellen.

Das Ziel dieses Projektes ist es, Grundlagen und eine entsprechende Methodik für die Durchführung und Institutionalisierung von Stoffstromanalysen in Krankenhäusern zu entwickeln.

Das methodische Vorgehen wird am Beispiel von drei Stationen des AKH-Wien auf ihre Praxistauglichkeit überprüft. Auf Basis der Kostenrechnung und der Methode der Stoffflussanalyse wurde eine entsprechende Prozedur für die Erstellung einer Input-Outputanalyse in Krankenhäusern entwickelt. Diese Input-Outputanalyse dient als Grundlage zur Erstellung eines Abfallwirtschaftskonzeptes. Da es nicht effizient ist, für alle Artikel eines Krankenhauses den Massenfluss zu ermitteln, wurden mit Hilfe einer ABC-Analyse aus allen Artikeln die stückmässig wichtigsten Artikel für die Untersuchung ausgewählt. Es war möglich, durch Bestimmung der Brutto- und Nettogewichte und Erstellung eines Artikel-Abfallkatasters mit den ausgewählten Artikel sowohl den Input als auch eine theoretische Verteilung des Outputs auf die verschiedenen Abfallfraktionen zu bestimmen. Es wurden die "korrekten" Entsorgungswege sowohl der Artikel als auch deren Verpackungen ermittelt.

Aus den Ergebnissen können folgende Schlussfolgerungen gezogen werden:

Aus der Kostenrechnung kann durch eine zusätzliche Erfassung der Zusammensetzung, des Gewichtes und der Entsorgungswege der wichtigsten Artikel eine Massenbilanzierung abgeleitet werden. Die Daten der Kostenrechnung sind eine geeignete Grundlage für die Ermittlung von Inputflüssen auf Ebene der Kostenstelle.
Die Erstellung einer Massenbilanz auf Basis der Daten der Kostenrechnung ist durch eine Analyse eines Bruchteils der Artikel möglich. Für 90 % des Massenflusses an Verbrauchsgütern sind nur 12 % der Artikel verantwortlich.
Es ist möglich, einen Artikel-Abfallkataster zu erstellen und damit jedem Artikel und seiner Verpackung einen eindeutigen Entsorgungsweg zuzuweisen. Ausgehend vom Artikel-Abfallkataster kann durch Verknüpfung mit den eingekauften Artikelmengen der theoretische Abfallanfall (Soll-Zustand) ermittelt werden. Die Gegenüberstellung des Soll-Zustandes mit den tatsächlichen Abfallmengen (Ist-Zustand) bietet eine Grundlage für die Beurteilung der Effizienz abfallwirtschaftlicher Maßnahmen.
Das Material- und Leistungsverzeichnis (MLV) reicht für eine einheitliche Identifizierung eines bestimmten Artikels nicht aus. Gegenwärtig verwendet jedes Spital zusätzlich eine eigene Nummerierung. Dadurch wird ein Datenaustausch und ein Vergleich zwischen Spitälern erschwert. Durch die im Zuge des geplanten Einsatzes von SAP/R3 im Wiener Krankenanstaltenverbund vorgenommene Vereinheitlichung des "Materialkatalogs" könnte eine entsprechende Datenbank aufgebaut werden.
Die Analyse des Soll-Zustandes zeigt, dass die Verpackungen in die Wiederverwertung und der Inhalt in das Abwasser oder in den Grauen Sack (hausmüllähnlicher Spitalsabfall) gelangen. Ein vernachlässigbar kleiner Teil der Artikel fällt als infektiöser Abfall an (Schwarze Tonne). Die Praxis weicht gegenüber dem Soll-Zustand v.a. in der Schwarzen Tonne ab. Anstatt 0,5 %o gelangen 7 % des Inputs in die Schwarze Tonne.
Die Ergebnisse der Stoffstromanalysen in Spitälern eignen sich für einen vielfältigen Einsatz. Sie können beispielsweise als Grundlage für die Dimensionierung des Entsorgungssystems herangezogen werden. Sie können als Basis für die Festsetzung von Schwerpunkten in der abfallwirtschaftlichen Schulung des Personals eingesetzt werden. Es können die Auswirkungen von Veränderungen im Einkauf (z.B. Ökologischer Einkauf, Auswahl neuer Produkte) auf die Zusammensetzung des Abfalls bereits im vorhinein abgeschätzt werden. Mit Hilfe entsprechender Kennzahlen können verschiedene Spitäler verglichen werden.
Folgende Handlungsempfehlungen werden vorgeschlagen:
Eine seriöse Bewertung eines Betriebes ist ohne Gegenüberstellung des Inputs mit dem Output nur schwer möglich, daher sind Input/Output-Analysen zukünftig im Rahmen von Genehmigungsverfahren nach §9 AWG zu erstellen.

Die Bestrebungen nach der Verwendung eines einheitlichen Materialkatalogs und einer einheitlichen betriebswirtschaftlichen Software (SAP/R3) im gesamten KAV sind zu unterstützen.

Der Inhalt und nicht die Verpackung bestimmen Masse und Zusammensetzung des Abfalls, daher ist bei der Beschaffung primär auf den Inhalt und erst sekundär auf die Verpackung zu achten. Hersteller sind bei zukünftigen Ausschreibungen zu verpflichten, Angaben über Gewicht und Zusammensetzung ihrer Artikel anzugeben.

Für die Entsorgung der Artikel soll ein eindeutiges und einfaches Kodierungssystem eingeführt werden, das es dem Anwender ermöglicht, den Entsorgungsweg eines Artikels zweifelsfrei zu erkennen. Dazu ist weiters eine Vereinheitlichung der Abfallkategorien im Spitalsbereich notwendig.


Elektronische Version der Publikation:
http://publik.tuwien.ac.at/files/PubDat_143890.pdf


Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.