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Wissenschaftliche Berichte:

R. Obernosterer, J. Möslinger, P.H. Brunner:
"Der Einfluß der Raumplanung auf den regionalen Stoff- und Energiehaushalt - Ein Beitrag zur Bestimmung und Quantifizierung (Projekt: Raumpl)";
Bericht für Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie; 1998.



Kurzfassung deutsch:
Eine Anforderung an die Raumplanung ist der sparsame Umgang mit Fläche, Energie und Rohstoffen. Die Methodik der Raumplanung ermöglicht es jedoch nicht, den durch die Um­setzung von Planung resultierenden Ressourcenverbrauch quantitativ zu erfassen. Daraus er­gab sich die Initiative einer Annäherung zwischen Raumplanung und Stoffhaushaltsplanung über das gemeinsame Interessensobjekt "Region". Auf der analytischen Seite interessiert der regionale Stoffhaushalt, auf der planerischen Seite die dazugehörige Regionalstruktur. Um den Einfluss der Raumplanung auf den regionalen Stoffhaushalt zu bestimmen, wurden unter­schiedliche Siedlungsräume miteinander verglichen. Als Kriterium für den Vergleich wurde der Verbrauch an Ressourcen (Güter, Stoffe und Flächen) für Gebäude und Infra­struktur herangezogen, wobei das Hauptaugenmerk auf die Massenrohstoffe gelegt wurde.

Entscheidet die Raumplanung über die Bebauungsdichte einer Wohnsiedlung, so hat die Wahl einer Einfamilienhaussiedlung gegenüber einer Geschosswohnsiedlung ein doppeltes Massenaufkommen an Baumaterialien je Haushalt zur Folge. In einer stark zersiedelten Re­gion sind im Vergleich zu einer Geschosswohnsiedlung drei mal mehr Baumaterialien ver­baut. Für diesen Unterschied ist in erster Linie der steigende Infrastrukturaufwand verant­wortlich.

· Das Konzept des regionalen ressourcenschonenden Stoffhaushaltes kann durch die Raum­ordnung mitgestaltet werden. Zur Minimierung des Infrastrukturaufwandes und folglich des Ressourcenverbrauches sind dichte, kompakte Siedlungsstrukturen anzustreben. Dabei hat das Verhindern von Zersiedelung einen größeren Einfluss als die Erhöhung der Bebauungsdichte.

· In der untersuchten Einfamilienhaussiedlung sind zur Versorgung mit Strom- und Telefon­anschlüssen je Haushalt bis zu 100 kg an Metallen notwendig; in der Geschosswohnsiedlung hingegen lediglich 25 kg. Damit besteht der Einfluss der Raumplanung auf den Stoffhaushalt auch in qualitativer Hinsicht.

· Metallische Gebäudeoberflächen haben Korrosionsprodukte zur Folge, die in die Umwelt gelangen. Die Raumplanung kann durch die Wahl der Siedlungsentwässerung diesen Stoff­eintrag steuern. Korrosionsprodukte in Dachabwässern gelangen bei Versickerung vor Ort in den Boden, bei Trennkanalisation unmittelbar in den Vorfluter und bei Mischkanalisa­tion über die Kläranlage in den Klärschlamm und in den Vorfluter.

· Ein Zusammenhang zwischen Siedlungsstruktur und dem jeweiligen Energiebedarf von Haushalten ist derzeit gegeben. Der Einfluss der Wärmedämmung, des Heizsystems, der Ausstattung und der Bauweise ist dabei von mitbestimmender Bedeutung.

· Das Zusammenführen der Disziplinen Raumplanung und Stoffhaushalt ist in ersten An­sätzen gelungen, ein Weiterführen der Aktivitäten scheint vielversprechend. Von Seiten der Stoffhaushaltsplanung steht dabei die weiterführende Untersuchung auf stofflicher Ebene im Vordergrund. Von Seiten der Raumplanung gilt es den Einfluß sozialwissenschaftlicher Faktoren auf den regionalen Stoffhaushalt zu untersuchen.


Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.