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Wissenschaftliche Berichte:

E. Glenck, W. Lauber, T. Lahner, P.H. Brunner:
"Güterbilanz der Bauwirtschaft - Baurestmassen in Oberösterreich (Projekt BRIO), ";
1996.



Kurzfassung deutsch:
Rückstände aus dem Bauwesen stellen die größte Menge an Abfällen in Österreich dar. Um das Potential dieser Abfälle einerseits als Rohstoffe und andererseits als Umweltbelastung richtig einschätzen zu können, sind Angaben über Art und Menge von Baurestmassen notwendig. Die vorliegende Studie hatte zum Ziel, am Beispiel Oberösterreichs Methoden zu entwickeln, um eine Bestandsaufnahme der Baurestmassen dieses Bundeslandes zu erstellen. Damit die zukünftige Entwicklung abgeschätzt werden kann, wurden die heute verwendeten Baustoffe sowie die bereits existierenden Lager an Gebäuden und Straßen ebenfalls in die Betrachtung mit einbezogen.

Um die vorhandenen Daten über Baustoffe und Baurestmassen bestmöglich auszunützen, wurden unterschiedliche Erhebungsmethoden eingesetzt. Es zeigte sich, daß trotz der Kombination von 12 verschiedenen Datenquellen der Input, der Bestand und der Output des Bauwesens nicht sehr genau beschrieben und bilanziert werden können. In Zukunft ist es notwendig, die Begriffe zu standardisieren und die Daten mit einheitlichen Methoden zu erheben. Am Wertvollsten für Angaben über den Baustoffverbrauch und den Bestand an Bauten erwiesen sich öffentliche Statistiken (ÖSTAT u.a.). Gute Angaben über den Anfall an Baurestmassen konnten zusätzlich durch Betreiber von Aufbereitungsanlagen und Deponien erhalten werden.

Unter Berücksichtigung aller Unsicherheiten können nachstehende Schlußfolgerungen gezogen werden:

Im Bauwesen Oberösterreichs werden pro Einwohner jährlich rund 10 bis 15 Tonnen Baumaterialien umgesetzt. Der Bestand an Materialien in Bau- und Netzwerken beträgt rund 400 Tonnen je Einwohner und wächst pro Jahr mit 2 bis 7 %. An Baurestmassen fallen rund 1,3 Tonnen je Einwohner an. Allerdings ist diese Zahl sehr unsicher; aufgrund theoretischer Überlegungen erwartet man eine wesentlich größere Menge an Baurestmassen als sie aufgrund der Verordnung über die Trennung von Bauabfällen tatsächlich registriert wurde.

Der Verbrauch an Baustoffen ist rund 5 bis 10 mal größer als der Anfall an Baurestmassen. Der Grund liegt darin, daß in einer Wachstumswirtschaft wesentlich mehr Bausubstanz produziert als abgebrochen wird. Aus der Sicht der Bauwirtschaft bedeutet dies, daß Recyclingbaustoffe während Wachstumsphasen nur eine untergeordnete Rolle spielen können. In Oberösterreich entspricht zur Zeit die erfaßte und rezirkulierte Menge an Baurestmassen nur 2 bis 3% der jährlich eingesetzten Baustoffmengen. Theoretisch könnten heute bei vollständiger Erfassung und Verwertung der oberösterreichischen Baurestmassen 10 bis 20 % der primären Baustoffe durch sekundäre ersetzt werden. Eine Konsequenz des großen Unterschiedes zwischen Input und Output besteht darin, daß die durch das Bauwesen verursachten Hohlräume (Kies- und Schottergruben u.a.) nicht wieder verfüllt werden können. Schon aus Gründen des Landschaftsschutzes erscheint eine optimale Wiederverwertung der Baurestmassen mit dem Ziel der minimalen Rohstoffentnahme notwendig.

Vom gesamten Abfall aus dem Bauwesen sind rund drei Viertel Bodenaushub; derzeit wird Bodenaushub deponiert. Im Hinblick auf die Anforderungen des Abfallwirtschaftsgesetzes und der Deponieverordnung ist es deshalb am Vordringlichsten, in Zukunft den Bodenaushub zu verwerten.

Die Verwertung der Baurestmassen und die gesicherte Entsorgung der nicht nutzbaren Reste sind notwendig, um die Ziele des österreichischen Abfallwirtschaftsgesetzes (Schutz von Mensch und Umwelt, Schonung von Rohstoff- und Energiereserven, geringer Verbrauch des Deponievolumens) zu erfüllen. Zur Zeit werden in Oberösterreich bereits rund drei Viertel der registrierten Baurestmassen (ohne Bodenaushub) aufbereitet und wiederverwertet. In Zukunft sind die bestehenden abfallrechtlichen Vorschriften auf Bundes- und Länderebene weiter auszuschöpfen. Werden diese Regelungen auf der Ebene der Betriebe von Bau- und Abfallwirtschaft, der Gemeinden, Bezirke und Länder auch für die noch nicht erfaßten Baurestmassen optimal vollzogen, können durch ihre Verwertung die Deponien und die Umwelt wirkungsvoll entlastet werden.

Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden stoffliche Gesichtspunkte der chemischen Zusammensetzung der Baurestmassen nicht untersucht. Damit einerseits die bautechnologischen Anforderungen definiert und durch abfalltechnische Maßnahmen erfüllt werden können, und andererseits das Auslaugungspotential von Baurestmassen in Deponien beurteilt werden kann, ist es notwendig, in einem nächsten Schritt die Zusammensetzung der Baustofflager und der Restmaßen zu untersuchen.

In einer Wachstumsperiode sind die Inputs (Verbrauch an Baustoffen) wesentlich größer als die Outputs (Baurestmassen). Recyclingbaustoffe können bei vollständiger Wiederverwertung maximal 10-20 % der Baustoffe ersetzen. Aus der Sicht der Abfallwirtschaft ist die Verwertung der Baurestmassen erforderlich, um die Anforderungen des Abfallwirtschaftsgesetzes (Deponieraumschonung, optimale Nutzung der Ressourcen) und der Deponieverordnung zu erfüllen.




Kurzfassung englisch:
Materials Accounting of Buildings and Netzworks at a Regional Level

GOAL

Today, the main fluxes of solid goods within the anthroposphere go into the construction, operation and maintenance of buildings and networks. The waste management has to recycle materials and to dispose waste. Knowledge about genesis, composition and regional amounts of construction and demolition (C&D) wastes represents an indispensable basis for their ecologically sound management.

The annual use of construction materials, the stocks of buildings and networks and the C&D wastes are assessed. The region of Upper Austria was chosen to illustrate the procedure.

METHODS

SYSTEM IDENTIFICATION
The infrastructure comprises buildings (residence buildings, industry & trade buildings, other buildings), networks (roads, water pipes, waste water canalisations, gas pipes, railways, hydro electric plants) and their related waste management processes (transport, sorting plants, landfills, other reuse and disposal processes).

METHODS FOR DATA COLLECTION
A combination of different methods was used to assess both materials fluxes (total mass and composition of inputs into the infrastructure and related outputs) and stocks (mass of the infrastructure) within the system. The calculated flux of C&D wastes from the process "Building and networks" can then be compared to the registered amount of C&D wastes in the waste management (sorting plants and landfills). The difference is allocated to the process "Other reuse and disposal" which understands not registered management of C&D wastes (e.g. reuse for landscape purposes, filling of gravel pits, non approved disposal, road and canalisation construction).

RESULTS

· The total input of building materials into the infrastructure of Upper Austria runs up to 15 tons per capita and year (10-15 Mg/cap . a). The construction of new buildings and networks represents about 70 % of it.

· The total mass built in the infrastructure is approx. 400 tons per capita (200-550 Mg), whereby networks represent 60 % (mainly roads). About two thirds of the stock in buildings are located in residence buildings.

· The total amount of construction and demolition (C&D) wastes runs up to 4,1-6,3 Mg/cap.a, depending on the assumptions as far as building activities are concerned. 1,2 Mg/cap.a of registered C&D wastes are collected, treated or landfilled: it represents about one tenth of the total input into the infrastructure. Approximately 0,3 Mg/cap.a are recycled in the infrastructure. The difference between the calculated flux from buildings and networks and the registered amount in the waste management runs up to 2,8-5 Mg/cap.a, which is significant higher than the registered one.

· The technique of materials accounting pointed out a significant accumulation in the infrastructure of 2-7 % per year.

· The actual stock in the waste management represents about 50 Mg/capita and increases in the order of magnitude of 10 % each year.

· The ratio between materials building input, landfilling, recycling in Upper Austria is (without considering soil material) 100:10:2.

CONCLUSIONS

a) DATA COLLECTION ABOUT THE BUILT ENVIRONMENT
Both accuracy and amount of data related to building activities are actually not sufficient. It only allows to get rough estimates for building materials (uncertainty of ± 50 %), stocks (± 100 %) and C&D wastes (± 50 %). Neither data about consumption of building materials (time series) nor their composition are currently assessed.

A periodical materials accounting at would give the policy makers an instrument for early detection of problems in the waste management.

b) MANAGEMENT OF CONSTRUCTION AND DEMOLITION WASTES
Today, the contribution of recycled materials for construction purposes is negligible compared with the use of raw materials. Raw materials preservation does not represent a relevant argument in this perspective, but is substantial for landfilling.

c) DESIGN OF THE ANTHROPOSPHERE
The design of buildings and networks has to include materials management, waste management and recycling aspects. We have to succeed in building an infrastructure in which the individual materials can be separated and reused in an efficient way, the infrastructure will then become an important source of materials.






Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.