Diplom- und Master-Arbeiten (eigene und betreute):
U. Blanda:
"Internationaler Emissionsschutz. Der hindernisreiche Weg zur Nachhaltigkeit.";
Betreuer/in(nen): M. Haslinger;
E 265,
2004.
Kurzfassung deutsch:
Mit steigendem Bewusstsein für Umweltprobleme wurde auch der internationale Emissionsschutz in den 1970er Jahren Gegenstand des Völkerrechts. Nachdem Luftschadstoffe nicht an Staatsgrenzen halt machen, war internationale Kooperation zur Schadstoffbekämpfung notwendig.
Da das Völkerrecht ein Abstimmungsprozess zwischen gleichwertigen Völkerrechtssubjekten, meist den Nationalstaaten, ist, steht die Konsensfindung im Vordergrund. Es fehlt ein übergeordnetes Gremium. Problematisch ist daher die zwangsweise Sanktionierbarkeit bei Nichteinhaltung von Verträgen. Staaten unterwerfen sich wegen des damit einhergehenden Souveränitätsverlustes ungern einer übergeordneten Organisation. Die Vertragseinhaltung basiert auf dem Gegenseitigkeitsprinzip. So waren auch die ersten Bemühungen im internationalen Emissionsschutz eher allgemeine Erklärungen ohne einklagbare Rechten und Pflichten. Es wurde der Grundsatz festgehalten, dass kein Staat seine Ressourcen derart nutzen darf, dass einem anderen Staat dadurch Schaden entsteht.
Bei internationalen Emissionsschutzverträgen wird allgemein zuerst ein Rahmenübereinkommen verhandelt. Aufbauend auf diesen Bestimmungen können in der Zukunft Anpassungen vorgenommen werden: entweder in einer Verschärfung der Bestimmungen oder in Form von zusätzlichen Protokollen.
So wurden auch beim ersten Emissionsschutzvertrag, dem Internationalen Übereinkommen über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigungen aus dem Jahr 1979, im Laufe der Jahre zahlreiche Protokolle beschlossen. Schwermetallemissionen und saurer Regen wurden mit Hilfe der Protokolle bekämpft.
Im Lauf der 1980er Jahre stellte sich der Abbau der stratosphärischen Ozonschicht als große Gefahr heraus. Auch hier konnte aufbauend auf einem allgemeinen Rahmenübereinkommen (Wiener Konvention zum Schutz der stratosphärischen Ozonschicht) im Jahr 1987 das Montrealer Protokoll beschlossen werden. Die Schutzbestimmungen betreffen die Konsumation und Produktion von ozonschichtzerstörenden Substanzen. Auf Grund des großen öffentlichen Druckes und der Entwicklung von Substituten konnten rasch Erfolge erzielt werden.
Um der speziellen Situation von entwicklungsschwachen Staaten entgegenzukommen, wurden für diese Staaten finanzielle Hilfsfonds und längere Fristen eingerichtet. Handelsbeschränkungen unterstützten die Bemühungen zum Ozonschichtschutz zusätzlich.
Auf dem UN-Gipfel in Rio de Janeiro (1992) wurde eine nachhaltige Entwicklung für die Erde beschlossen. Als zentraler Punkt gilt hier der Klimaschutz. Die Auswirkungen eines Klimawandels sind sehr groß und sollen minimiert werden. Die Klimarahmenkonvention und das darauf aufbauende Kyoto-Protokoll behandeln den Klimaschutz. Zentraler Punkt für die Industriestaaten ist die Verpflichtung, ihre Emissionen an treibhauswirksamen Gasen, bezogen auf den Stand des Jahres 1990, bis zum Zeitraum 2008-2012 um fünf Prozent zu senken. Für entwicklungsschwache Staaten sind keine Vorgaben fixiert worden.
Um das Ziel zu erreichen, wurden die Kyoto-Mechanismen eingerichtet. Es handelt sich dabei um Senken und Biomasseeinsatz, Emissionshandel sowie gemeinsam durchgeführte Maßnahmen. Das Prinzip der Senken beruht auf der Fähigkeit von Ökosystemen, Treibhausgase aus der Atmosphäre langfristig zu binden. Emissionshandel ist ein System, in dem Zertifikate für eine Tonne an Emissionen gehandelt werden können. Jeder Marktteilnehmer hat eine gewisse Menge an Zertifikaten. Reduziert er seine Emissionen, kann er überzählige Zertifikate an jene Anlagenbetreiber verkaufen, die mehr emittieren. Es kann wegen der unterschiedlichen Einsparungskosten die ökonomische Effizienz gesteigert werden. Bei vielen kleinen Emissionsquellen empfiehlt sich das Instrument der Steuern auf fossile Energieträger. Da keine Kontrolle der Emissionen möglich ist, kann der Handel umgangen werden.
Gemeinsam durchgeführte Maßnahmen zwischen zwei Staaten beruhen auf dem Grundsatz, dass dort Emissionseinsparungen erzielt werden sollen, wo diese am preiswertesten sind. So kann ein Staat in einem Gastland einen bestimmten Betrag investieren, um eine alte Anlage mit Filtern auszurüsten. Mit dem gleichen Betrag könnte bei den schon bestehenden modernen Anlagen im Investitionsland nur eine kleinere Menge an Emissionen eingespart werden. Für seine Mittelbereitstellung bekommt der Investitionsstaat Emissionsgutschriften angerechnet.
Nachdem die USA als größter Emittent von Treibhausgasen aus dem internationalen Klimaschutzprozess ausgestiegen sind, konnte bisher die notwendige Mehrheit zur Inkraftsetzung des Kyoto-Protokolls nicht erreicht werden. Die Europäische Union hat sich allerdings entschlossen, innergemeinschaftlich Maßnahmen zu setzen. Im Jahr 2005 wird intern der Emissionszertifikatshandel eingeführt. Innerhalb der Europäischen Union wurden die Einsparungsmengen neu verteilt. Österreich muss somit dreizehn Prozent seiner Emissionen einsparen. Allerdings steigen die Emissionen seit 1990 besonders im Verkehrsbereich an.
International macht sich ein Stillstand im Klimaschutz bemerkbar. Eine Initiativgruppe rund um die Europäische Union und andere Staaten, die am Emissionshandel teilnehmen, könnte neuen Schwung in die Verhandlungen bringen.
Nichtsdestotrotz sind umfassende Vorbereitungsmaßnahmen besonders im Bereich der Raumplanung zu treffen, um die Auswirkungen des nicht mehr aufzuhaltenden Klimawandels zu verringern. Die Bemühungen zum Emissionsschutz können den Klimawandel nur mehr abschwächen.
Sollte die Menschheit schlecht vorbereitet sein, droht eine massive Schwächung oder gar ein Zusammenbruch unseres derzeitigen Gesellschaftssystems.
Kurzfassung englisch:
Due to the growing concerns about environmental problems during the 1970ies, international emission protection has become an issue of international law. International cooperation has turned out to be necessary because harmful substances do not stop at national borders.
International law is created by equal states. They try to find a consensus on the subject under discussion. Every state has to trade off his wish to defend its sovereignty and the need for international cooperation. Because there is no superior institution which has power over the states, the compulsory establishment of international laws and sanctions in case of a breach of contracts always remains a problem and a very specific affair. This is the reason why the first agreements on international emission protection were full of general announcements, but did not have the legal basis to persecute those who were breaking the law. However, the main principle in environmental protection was established: no state is allowed to use its natural resources in a way so that other states have to suffer damage.
International agreements on emission protection are normally discussed in two parts. Firstly, a general framework agreement is concluded to contract. Secondly, special and more detailed protocols based on the framework contract are discussed and signed.
The first international emission protection contract was the Convention on Long-Range Transboundary Air Pollution 1979. Since then, several protocols mainly to fight acid rain and the emission of heavy metals were concluded to contract.
In the 1980ies a new danger appeared, it was the destruction of the stratospheric ozone layer. Based on the Vienna Convention on the Protection of the Stratospheric Ozone Layer the Montreal Protocol was decided upon in 1987. The protocol is about the consumption and production of ozone depleting substances. Two aspects brought a fast and sustainable success to ban harmful substances: firstly, the public pressure to protect the ozone layer was very severe and secondly, new chemicals to substitute the ozone depleting substances were developed. Some of the new substances were cheaper than the old ones.
The international success of ozone layer protection was also due to monetary programs to help development countries to change their production facilities and by doing so, the trade with ozone depleting substances was banned.
In 1992, the United Nations Conference in Rio de Janeiro (UNCED - United Nations Conference on Environment and Development) was held. The main topic was a sustainable development for our planet. A key point to achieve this goal is climate protection and the fight to stop climate change with all its dangerous effects. So the United Nations Framework Convention on Climate Change was signed. The main regulations can be found in the Kyoto-Protocol, which is based on the convention. All developed countries agreed to reduce their emissions of greenhouse gases of about five percent, based on the emissions from the year 1990 to the period between 2008 to 2012. There are no emission targets for developing countries.
To reach this goal, different mechanisms were introduced and integrated in the protocol. Firstly, there are sinks and the use of organic substances. The idea is that sinks can absorb greenhouse gases from the atmosphere for a long time. Secondly, there is the instrument of emission trading. Emission trading means that for every ton of greenhouse gas emitted a specific certificate is needed as a kind of permit. Every participant of emission trading has a fixed amount of certificates. If he can easily reduce his emissions in a cheap way, he will do so because then he can sell his surplus of certificates to other participants. For them, it is cheaper to buy the certificates than to reduce their emissions. So emissions are saved where it is cheapest and the economic efficiency is raised.
If there is a lot of small emission sources, emission trading does not work, because it is impossible to control every source and without controls the trading system can be bypassed. So in this case taxes on energy sources should be introduced.
Thirdly, there are joint implementation measures. They are organised by two states. One state is the investor, normally it is an industrialized country. The other state, normally less developed, is the host country for the project. The principle of joint implementation measures is that with a specific amount of money e.g. an old production site can be equipped with new filter systems and a big amount of emissions can be saved. If the same amount of money is spent to reduce the emissions of an already well equipped modern site, the absolute quantity of saved emissions will be much lower. So the idea is to save emissions where it is most effective. For the money spent by the investor state, this state gets some extra emission credits.
The USA are the country in the world which is responsible for the biggest amount of emissions. However, the USA have withdrawn from the international efforts to protect climate. So the Kyoto-Protocol has not come into effect yet. Nevertheless, the European Union will start emission trading in 2005 among its member states. Austria must reduce its emissions for about thirteen per cent, but since 1990, Austria’s emissions have continually risen. The biggest growth can be found in the fields of transport and traffic.
When considering the present status of efforts on reducing climate change, one can say in short that a standstill has taken place. A group of icebreaker states which are interested in emission trading should take the lead and bring new ideas into the process of climate protection.
For the oncoming future actions to fight the effects of climate change, a change must be taken. Especially spatial planning will have to take the new conditions into account. Climate change cannot be stopped anymore, but the effects can be reduced. In case of inadequate preparation the dawning of contemporary human society might be seen ahead of us.
Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.