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Diplom- und Master-Arbeiten (eigene und betreute):

B. Amon:
"Optionen zur angebotsseitigen Verbesserung des grenzüberschreitenden öffentlichen Personenverkehrs in der Europaregion Wien für die Relationen Wien - Bratislava, Wien - Györ, Wien - Sopron, Wiener Neustadt - Sopron, Eisenstadt - Sopron";
Betreuer/in(nen): B. Hörl; FB Verkehrssystemplanung (E 280-5), Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung, 2004.



Kurzfassung deutsch:
In der Grenzregion zwischen Österreich, Ungarn und der Slowakei, genannt Europaregion Wien, liegen zahlreiche urbane Gebiete, die starke grenzüberschreitende Verkehrsströme begründen. Auf Grund der oftmals ausgesprochenen Befürchtung negativer Auswirkungen des wachsenden Verkehrsaufkommens befasst sich die vorliegende Arbeit mit der Analyse des grenzüberschreitenden öffentlichen Personenverkehrs in dieser Region, um Empfehlungen zu dessen Attraktivierung erarbeiten zu können.
Zunächst wird ein Überblick der räumlichen und demografischen Situation der bedeutendsten Zentren der Planungsregion, nämlich Wien, Bratislava, Györ, Sopron, Wiener Neustadt und Eisenstadt, geboten. Die Bevölkerungsentwicklung dieser Zentren zeigt einen allgemeinen Trend zur Deurbanisierung, der wiederum auf ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in der Zukunft schließen lässt.
Anschließend wird auf die von der Europäischen Union, der Republik Österreich und der Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland formulierten verschiedenen Planungsvorgaben eingegangen, die bei verkehrlichen Vorhaben in der Europaregion Wien zu berücksichtigen sind. Des Weiteren wird auf zahlreiche verkehrliche Planungsstudien hingewiesen, in denen der öffentliche Personenverkehr in der Europaregion Wien thematisiert wird. Einige der bereits in diesen Konzepten verankerten Empfehlungen werden als mögliche Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Verkehrs in der Europaregion Wien wieder aufgegriffen und um weitere Maßnahmenvorschläge ergänzt.
Im Zuge einer Analyse des im grenzüberschreitenden öffentlichen Personenverkehr bestehenden Leistungsangebotes für die Verkehrsrelationen zwischen den Zentren der Planungsregion wird auf die Art und den Zustand der Streckeninfrastruktur sowie auf das Fahrplanangebot an Werktagen eingegangen. Eine Gegenüberstellung der unterschiedlichen Tarifsysteme je nach gewähltem Verkehrsmittel vergleicht die jeweiligen Fahrtkosten miteinander.
Die Betrachtung der vorliegenden Studien zur derzeitigen sowie zu der für das Jahr 2015 prognostizierten grenzüberschreitenden Verkehrsnachfrage zeigt die Veränderung der Personenverkehrsströme sowohl im öffentlichen Verkehr als auch im motorisierten Individualverkehr. Es wird prognostiziert, dass das Verkehrsaufkommen bis zum Jahr 2015 auf das Doppelte ansteigen wird, wobei eine deutliche Verschlechterung des Modal Split erwartet wird.
Zum Vergleich der Attraktivität der einzelnen Verkehrsrelationen wird eine Nutzwertanalyse durchgeführt, die Kriterien bezüglich des Fahrplanangebots, der Bahnhöfe, der Streckeninfrastruktur, der eingesetzten Fahrzeuge und der Vermarktung quantifiziert. Auf Grund definierter Grenzzielerträge werden den Verkehrsrelationen nach Durchführung einer Gewichtung Nutzenpunkte zugewiesen. Nach der darauf aufbauenden Rangreihung liegt die Schienenverbindung zwischen Wiener Neustadt und Sopron an erster Stelle. An zweiter Stelle liegt die Schienenverbindung Wien - Györ, gefolgt von der Bahnrelation Wien - Bratislava. An vierter Stelle liegt die Schienenstrecke zwischen Eisenstadt und Sopron, an letzter die Busrelation zwischen Wien und Bratislava.
Eine verbale zusammenfassende Bewertung bietet eine qualitative Analyse der Vor- und Nachteile der einzelnen Verkehrsrelationen. Die am häufigsten auftretenden Mängel im öffentlichen Verkehr sind eine zu lange Fahrzeit, eine zu geringe Bedienungshäufigkeit, kein Taktverkehr, unattraktive Bahnhöfe, keine direkte Streckenführung, der Einsatz schlecht ausgestatteter Zugsgarnituren sowie die fehlende Möglichkeit des Ticketkaufs über Fahrkartenautomaten und das Internet.
Auf Grund des Bewertungsergebnisses werden zur Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Personenverkehrs in der Planungsregion folgende Maßnahmen vorgeschlagen:
-Der Bau des Bahnhofes Wien - Europa Mitte auf dem Areal des derzeitigen Südbahnhofs.
-Eine Bahnhofsoffensive zur Verbesserung des zum Teil schlechten Zustandes der Bahnhöfe.
-Der Einsatz komfortablerer Zugsgarnituren.
-Eine bessere Vermarktung des ÖV-Angebots.
-Der Ausbau der Schienenverbindung zwischen Wien und Bratislava über Marchegg inklusive einen neuen Angebotskonzeptes für die Relation Wien - Bratislava sowie die Eingliederung von Bratislava in den VOR.
-Eine Angebotserweiterung zwischen Wien und Györ sowie der Ausbau der Ostbahn.
-Die Realisierung der Projekte EWESO (hochrangige Schienenverkehrsverbindung zwischen Wampersdorf und Sopron) und EWIWA (hochrangige Schienenverkehrsverbindung zwischen Wien und Wampersdorf über den Flughafen Wien Schwechat) inklusive eines gut abgestimmten Angebotskonzeptes.
-Der Streckenausbau zwischen Wiener Neustadt und Sopron sowie die Einführung eines Taktverkehrs auf dieser Strecke.

Ohne restriktive Maßnahmen für den motorisierten Individualverkehr können aber die oben ausgesprochenen Empfehlungen alleine in Zukunft keine deutliche Verschiebung des Modal Split zu Gunsten des öffentlichen Verkehrs bewirken. Im Rahmen dieser Arbeit werden aber Maßnahmen vorgeschlagen, die geeignet sind, die Attraktivität des grenzüberschreitenden öffentlichen Personenverkehrs in der Europaregion Wien nachhaltig zu steigern.

Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.