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Bücher und Buch-Herausgaben:

P. Kuhlang, K. Matyas, D. Palm, W. Sihn:
"Automotive Region Eastern Europe";
Fraunhofer-Projektgruppe für Produktionsmanagement und Logistik, Wien, 2006, ISBN: 3-9502003-6-3; 94 S.



Kurzfassung deutsch:
Gemessen an den globalen Maßstäben gewinnt Osteuropa für die Automobil-industrie immer größere Bedeutung. Insgesamt werden im Jahr 2008 jährlich voraussichtlich mehr als 3 Millionen Autos (2005 waren es rund 1.900.000 Fahrzeuge) von den osteuropäischen Bändern rollen.
Das bedeutet, dass in zwei Jahren rund 5 % der weltweiten Fahrzeugproduk-tion in Osteuropa gefertigt werden. Grund genug, diese Automotive Region Eastern Europe (AREE; die neuen EU-Mitgliedsstaaten und Rumänien) als "Detroit des Ostens" zu bezeichnen. Doch im Vergleich zu Detroit, dem nord-amerikanischen Zentrum der Automobilindustrie, hält der Boom 300 Kilome-ter rund um Wien weiterhin an. Nach der ersten großen Investitionswelle der europäischen OEM (Automobilhersteller - Original Equipment Manufacturer) folgen nun asiatische Automobilhersteller, die den europäischen Markt aus Osteuropa erobern wollen.
Einst waren es die geringen Lohnkosten und attraktive Standortfaktoren, die Automobilhersteller aus dem Westen in den ehemaligen Ostblock "lockten". Die großen internationalen direkten Zulieferer folgten den OEM - doch ein Großteil der benötigten Teile stammt nach wie vor aus West- und Südeuropa.

Daraus resultieren hohe Logistikkosten für die Teiletransporte quer durch Eu-ropa - sie zehren im Zusammenspiel mit steigenden Löhnen in den neuen EU-Staaten die vorhandenen Standortvorteile teilweise auf. Logische Konsequenz der Hersteller ist eine Umstrukturierung des Beschaffungsnetzwerks und ein stärkerer lokaler Einkauf von Teileumfängen - diese Entwicklung ist derzeit voll im Gange.
Aus dem enormen Kapazitätsaufbau der OEM und der Änderung der Beschaf-fung mit lokalem Fokus ergeben sich für Unternehmen der Zulieferindustrie große Chancen. Diese werden in zweifacher Weise verstärkt: durch den all-gemeinen Trend der Automobilindustrie, die Eigenwertschöpfung - also den eigenen Anteil an der Fertigung eines Fahrzeugs - weiter zu reduzieren, und stetig mehr Umfänge auf Zulieferer zu übertragen.
2008 werden laut Untersuchungen der Fraunhofer-Gesellschaft bereits mehr als 70 Prozent eines Autos von Zulieferern gebaut. Der Hersteller selbst entwi-ckelt sich zunehmend zum bloßen Monteur angelieferter Komponenten, wo-bei hier zwischen den einzelnen Fahrzeugmodulen (Fahrwerk, Motor, Karosse-ristruktur, ...) erhebliche Unterschiede bestehen.
Die vorliegende Studie "Automotive Region Eastern Europa - Chancen und Potenziale des Detroit des Ostens" des Instituts für Managementwissenschaf-ten der Technischen Universität Wien und der Fraunhofer-Projektgruppe für Produktionsmanagement und Logistik hat bestehende und geplante Struktu-ren sowie Prozesse der Beschaffung und der Belieferung untersucht und die Potenziale sowie die zukünftigen Herausforderungen für Beschaffungsnetz-werke in der AREE identifiziert.
Die Untersuchungen von Fraunhofer und der TU zeigen, dass das jährliche Be-schaffungsvolumen der 11 OEM Produktionsstätten im 300 Kilometer Umkreis um Wien ab 2008 die Summe von 20 Milliarden Euro übersteigen wird. E-norme Potenziale, die aufgrund der räumlichen Nähe auch durch österreichi-sche Unternehmen realisiert werden können. Diese haben jedoch derzeit noch mit Standortnachteilen gegenüber Wettbewerbern in Osteuropa zu kämpfen.

Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.