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Scientific Reports:

W. Tober:
"Einsatz und Potenzial von biogenen Designer - Kraftstoffen BtL (Biomass to Liquid)";
Report No. B09033, 2009; 27 pages.



German abstract:
BtL-Kraftstoffe (FT-Krafstoffe) gelten neben anderen Biotreibstoffen der zweiten Generation als Hoffnungsträger unter den Biokraftstoffen: Sie können bei der Herstellung an motorische Anforderungen angepasst werden ("Designerkraftstoffe") und sind somit nicht nur für
bestehende, sondern auch für künftige Motorengenerationen geeignet. Sie enthalten keinen Schwefel und nahezu keine Aromaten und verbrennen dadurch sehr sauber. Zur Herstellung kann man sämtliche Bestandteile der eingesetzten Pflanzen verwenden. Als Rohstoff können Holz und andere cellulosehaltige Rohstoffe herangezogen werden, BtL-Kraftstoffe stehen daher - zumindest auf den ersten Blick - nicht in unmittelbarer Konkurrenz mit der Nahrungs- und Futtermittelproduktion.
Im April 2008 ist die erste Demonstrationsanlage zur Herstellung von FT-Diesel in Freiberg, Deutschland, in Betrieb gegangen. Unter der Federführung von Choren Industries GmbH sollen hier aus 67.500 Tonnen Holzhackschnitzel jährlich 13.500 Tonnen (18 Mio. Liter) synthetischer Diesel erzeugt werden. Für die nächste Stufe der Marktdurchdringung plant Choren über die Errichtung von fünf großtechnischen Anlagen im nord- und mitteldeutschen Raum eine Jahresproduktion von 1 Mio. Tonnen, das entspricht in etwa
einem Drittel des prognostizierten mittelfristigen Marktes für Biotreibstoffe in Deutschland.
Die Technik der Fischer-Tropsch-Synthese (FT-Synthese) ist ein altes Verfahren, das in der Mitte der Dreißigerjahres des vorigen Jahrhundert zur großtechnischen Umsetzung gelangte. Über die FT-Synthese wird eine Mischung von Kohlenmonoxid und Wasserstoff (das
Synthesegas) in flüssige Kohlenwasserstoffe dient umgewandelt. Im zweiten Weltkrieg wurden über die FT-Synthese aus den Kohlevorkommen des Ruhrgebietes Kraftstoffe gewonnen und geriet dann weitgehend in Vergessenheit. Nun wurde das Verfahren erneut aufgegriffen, wobei man heute allerdings weniger an den Rohstoff Kohle als an den Rohstoff
Holz denkt. Dieser Umstand ist zum einen unter der Prämisse der Substitution fossiler Energiequellen sowie der Einsparung von CO2-Emissionen zu sehen, zum anderen rückt aber auch der Wunsch nach Versorgungssicherheit immer mehr in den Mittelpunkt der Überlegungen. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff.
Über die Verfügbarkeiten der Rohstoffe treten FT-Kraftstoffe allerdings nicht nur mit der Zellstoff- und Plattenindustrie sowie dem Strom- und Wärmemarkt in Konkurrenz, der alternativ diskutierte Anbau von Kurzumtriebsplantagen und Energiegräsern führt über die
begrenzte Verfügbarkeit landwirtschaftlicher Nutzflächen auch zur Konkurrenzsituation mit anderen Biokraftstoffen und der Nahrungsmittelproduktion. Die Zusammenhänge sind komplex, sie betreffen Erdölwirtschaft, Automobilindustrie, Energiepolitik, Landwirtschaft und machen auch vor sozialen Aspekten nicht halt.

Created from the Publication Database of the Vienna University of Technology.