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Vorträge und Posterpräsentationen (ohne Tagungsband-Eintrag):

Iris Mach:
"Vom Teehaus zum Themenpark - Rauminszenierung in der japanischen Architektur";
Vortrag: OAG Vorträge, Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens (OAG) 7-5-56 Akasaka, Minato-ku Tokyo-to (eingeladen); 04.03.2009.



Kurzfassung deutsch:
Die zunehmende Dimension und Heterogenität der Anforderungen an zeitgenössische Architektur konfrontiert Planer mit immer komplexeren Problemstellungen im Bereich der Raumgestaltung. Die Aufgabenbereiche der Architektur entfernen sich zusehends von der klassischen Planung von Einzelgebäuden und entwickeln sich in Richtung Gestaltung künstlicher Landschaften und immersiver Lebens- und Erlebniswelten. Diese Ausweitung des Planungsumfanges zwingt den Architekten unweigerlich, die herkömmlichen Grenzen zwischen Architektur, Natur und Kunst zu überschreiten. Daraus erwächst der Anspruch einer multimedialen Gestaltung, der durch eine isolierte Architekturpraxis nicht mehr erfüllt werden kann, sondern nach einem interdisziplinären Entwurfsansatz verlangt.
Zudem ist vor allem seitens der Nutzer eine steigende Nachfrage nach sinnlich vereinnahmender Umweltgestaltung zu beobachten, die bereits zu Spezialisierungen einzelner Architekturschaffender geführt hat (z.B. Jon Jerde - "experience architecture"). Diese kann einerseits als Produkt einer verstärkten Erlebnis- und Konsumorientierung und des Strebens nach publikumswirksamer Vermarktung gesehen werden (z.B. Shopping Malls, Restaurants, Brand/Designer-Stores, etc.), andererseits stellt sie auch eine Kritik an funktionalistischen Strömungen dar, die Raumplanung auf die rein logistische Verwaltung physiologischer Rahmenbedingungen der Überlebenssicherung reduzieren wollen (Barackenbau).
Um die hohe Komplexität funktionaler Ansprüche erfolgreich mit einer wahrnehmungs- und präsentationsorientierten Gestaltung zu verbinden, ist es notwendig, Spezialbereiche der Kunst und der Wissenschaft zu konsultieren. So kann beispielsweise die Systemtheorie Analysen zum Aufbau und der Funktionsweise komplexer Organisation beisteuern. Die Psychologie, im Speziellen die Dramaturgie und Performancekunst empfiehlt sich wiederum als erste Kompetenzadressen für Wahrnehmung und Präsentationstechnik.
Besonders aufschlussreich erweist sich eine vergleichende Gegenüberstellung zweier bereits existenter, dramaturgisch inszenierter Architekturbeispiele: Des japanischen Teehauses - als Vertreter historischer östlicher Ritualarchitektur und des Themenparks - als zeitgenössischem (vermeintlich) westlichem Entertainmentraum. Beide Raumkonzepte demonstrieren vielschichtige, wahrnehmungs- und erlebnisorientierte Gestaltung mit Verbindungen zwischen Architektur, Landschaftsgestaltung und diversen Kunst- und Medienformen. Die analytische Betrachtung dieser synergetischen und transmedialen Gesamtkompositionen liefert mögliche Anleitungen zu einer Annäherung zwischen architektonischer und performativer Praxis und damit zur Planung multidimensionaler Erlebnissphären, so genannter "Totalscapes".
Ziel der Arbeit ist es, die zurzeit eher diffuse und auf verschiedene Fachbereiche verteilte Diskussion über Rauminszenierung zusammenzuführen und zu einer expliziten Totalscape-Theorie auszubauen. Erst auf Basis einer konsolidierten theoretischen Basis lassen sich Entwurf und Wirkung von multimedial-synästhetischen Räumen gezielt beschreiben, in einem historischen und transkulturellen Kontext bewerten und für die Architekturpraxis nutzbar machen.


Elektronische Version der Publikation:
http://www.oag.jp/veranstaltungen/vortraege-und-gespraechsabende/449/event-vortrag-iris-mach-vom-teehaus-zum-themenpark/


Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.