Diplom- und Master-Arbeiten (eigene und betreute):
F. Strohmayer:
"Naturkatastrophen in/um Nationalparks am Beispiel "Borkenkäferbefall im Nationalpark Kalkalpen"";
Betreuer/in(nen): M. Haslinger;
E-280/1,
2010;
Abschlussprüfung: 30.11.2010.
Kurzfassung deutsch:
Die Begriffe "Natur" und "Naturschutz" können je nach Vorbildung und Weltanschauung verschieden gedeutet und ausgelegt werden. Es bleibt somit jedem selbst überlassen, zu bewerten, wieviel Natur in einem Nationalpark steckt und wann der Naturschutz an seine Grenzen stößt oder womöglich übertrieben wird. Wissenschaftlich betrachtet gibt es eine "Natur an sich", hierbei gilt jedoch die harte Definition "Natur ist das Gegenteil von Kultur". Dies hat zur Folge, dass alles von Menschen Geschaffene und direkt Beeinflusste nicht zum Naturbegriff im engeren Sinne zählt. Somit wird oftmals in Naturschutzprojekten, zu denen auch Nationalparks gezählt werden, mehr Kultur als Natur geschützt, da zum Beispiel Almen mit grasenden Kühen mitten in einer ursprünglichen Baumlandschaft nicht ohne aktive Mithilfe des Menschen möglich wären - sie würden verwildern und zuwachsen. Der so genannte Naturschutz unterscheidet sich vom Umweltschutz insofern, als er grundsätzlich immaterielle, idealistische, altruistische und somit schwer messbare Werte verteidigt. Unbestritten ist jedoch, dass die Natur einen hohen "Wert" hat und geschützt werden muss. Hierzu gibt es in Österreich über 90 verschiedene Schutzgebietstypen; einer davon ist der Typus Nationalpark. In einem Nationalpark ist neben dem Naturschutz auch Forschung und Bildung zu betreiben, die Natur wird durch aktives Management - welches sich je nach ausgewiesenen Zonen stark unterscheiden kann - in eine Richtung gewiesen, die ihrem Ursprungszustand nahe kommen sollte. Ein solches Management bedarf jedoch aktiver Unterstützung der Medien, von Politik, Behörden, Wissenschaft, Besuchern und nicht zuletzt auch der ansässigen und betroffenen Bevölkerung. Wird ein Nationalpark beziehungsweise dessen Management nicht akzeptiert, ist es schwer, dass dieser sich an seinen ursprünglichen Zielen orientiert. In einem Nationalpark sind grundsätzlich Naturereignisse als normale "Dynamiken" erwünscht, die anderswo für Angst und Schrecken, aber vor allem für einen wirtschaftlichen Schaden sorgen mögen. Solche kaum voraussehbare, Phänomene machen jedoch nicht an den Nationalparkgrenzen halt. Im Fall des oberösterreichischen Nationalparks Kalkalpen gab es im Jahr 2009 aufgrund idealer Voraussetzungen (Windwürfe nach Stürmen; trockene, heiße Perioden) eine Borkenkäfermassenvermehrung. Zahlreiche Fichten wurden innerhalb des Nationalparks in kürzester Zeit abgetötet. Der Borkenkäfer ist ökologisch gesehen sinnvoll, er entfernte in diesem Fall standortfremde Fichten und sorgte für eine Waldverjüngung. Dieser "wirtschaftliche Forstschädling" bedrohte jedoch auch umliegende, nicht im Nationalpark eingebrachte Flächen. Es wurden in den Randzonen des Nationalparks massive Borkenkäferbekämpfungsmaßnahmen durchgeführt, auch um der gesetzlichen Pflicht nachzukommen. Diese notwendigen Arbeiten gestalteten sich jedoch aufgrund von Missverständnissen, mangelnder Kommunikation und der Nichtexistenz von Notfallplänen nicht immer sorgsam und nationalparkkonform. Um solche Fehler künftig zu vermeiden, gilt es, die (insbesondere Kommunal) Politik sowie die Bevölkerung für die Nationalparkidee zu gewinnen. Nachdem vom Borkenkäfer abgefressene und als Totholz hinterlassene Bäume nicht uneingeschränkt als schön und anschaulich empfunden werden, sind auch Besucher auf solche Landschaften vorzubereiten, sodass diese nicht enttäuscht oder gar abgeschreckt von diesem natürlichen Prozess werden. Ein gutes Nationalparkmanagement in Abstimmung mit den Grundeigentümern und Behörden kann auch bei noch so kleinen Nationalparks für die Natur und insbesondere für den Menschen positive Akzente setzen. Gerät dieses Management jedoch außer Kontrolle und wird zu politischen Zwecken missbraucht, laufen Nationalparks Gefahr, nicht mehr ihren eigentlichen Naturschutzbestimmungen nachzukommen.
Kurzfassung englisch:
This Master's Thesis focuses on natural disasters within national parks (protected areas category II, IUCN) , which are, as far as their main goal is concerned, devoted to a dynamic development of nature. The author deals with the Upper Austrian national park "Kalkalpen", especially from the point of view of the relevant legal regulations and examines the problem of multiplication of bark beetles as a natural disaster.
Schlagworte:
Nationalpark, IUCN, Naturkatastrophe, Borkenkäfer, Nationalpark "Kalkalpen", Nationalparkrecht, Österreichische Bundesforste AG,
Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.