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Wissenschaftliche Berichte:

E. Schachermayer, E. Glenck, T. Lahner, W. Jereb, W. Leithner, P.H. Brunner:
"Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark" (Projekt BASS-BRIST)";
2000; 184 S.



Kurzfassung deutsch:
Baurestmassen sind die mengenmäßig wichtigsten Abfälle. Sie enthalten einerseits ein großes Rohstoffpotential, andererseits sind sie mit Schadstoffen belastet. Das Ziel der vorliegenden Arbeit bestand darin, 1. die gegenwärtig und zukünftig in der Steiermark anfallenden Mengen an Baurestmassen abzuschätzen, 2. zu beurteilen, ob die heutige Verwertung und Entsorgung der Baurestmassen mit den Zielen der Abfallwirtschaftsgesetzgebung (AWG) übereinstimmt, und 3. Maßnahmen für eine optimale und zielführende Bewirtschaftung von Baurestmassen in der Steiermark vorzuschlagen.

Zu diesem Zweck wurden das Bauwesen und die Baurestmassenwirtschaft der Steiermark mit verschiedenen Methoden praktisch und theoretisch untersucht. Anhand von Materialbilanzen wurden die Beziehungen zwischen dem Baumaterialverbrauch, dem Bestand an Bauwerken, und den über die Zeit anfallenden Baurestmassen analysiert. Die tatsächlichen und geplanten Verwertungs- und Entsorgungskapazitäten wurden ermittelt, und die bei diesen Verfahren resultierenden Ressourcenschonungen und Umweltbelastungen abgeschätzt. Die Resultate wurden mit den Anforderungen des AWG verglichen, und, wo notwendig, wurden Maßnahmen zur besseren Bewirtschaftung der Baurestmassen vorgeschlagen.

In der Steiermark (rund 1,2 Millionen Einwohner) werden derzeit pro Einwohner und Jahr rund 7,6 Tonnen an Baumaterialien eingesetzt. Der Bestand in Bau- und Netzwerken (Hoch- und Tiefbau) beträgt rund 460 Tonnen pro Einwohner und wächst mit ca. 1,2 % pro Jahr. Der Anfall an Baurestmassen ist nicht genau bekannt. Er ist mit rund 1,7 Tonnen pro Einwohner und Jahr jedenfalls wesentlich kleiner als der Baumaterialverbrauch. Recyclingmaterial ersetzt derzeit rund 2 % der eingesetzten Baustoffe; es könnte maximal ein Viertel des Baubedarfs abdecken. Die vorhandenen Kapazitäten für die Verwertung und Deponierung der Baurestmassen in der Steiermark reichen, bei gleichbleibendem Anfall, für die nächsten 30 Jahre, bei steigendem Anfall für knapp 20 Jahre aus.

In Zukunft wird sowohl der Verbrauch an Baumaterialien wie auch insbesondere der Anfall an Baurestmassen zunehmen. Die mineralischen Hauptbestandteile der Bauabfälle werden sich wenig verändern; Kunststoffe, Metalle u.a. werden jedoch anteilsmäßig stark ansteigen. Die zukünftige Bewirtschaftung der Baurestmassen wird wesentlich erleichtert werden wenn es gelingt, diese Materialien durch selektiven Rückbau kombiniert mit wirksamen Sortierverfahren vor der Verwertung resp. Deponierung zu trennen.

Aufgrund der vorhandenen Datenbasis ist anzunehmen, dass derzeit nicht alle Baurestmassen zielführend bewirtschaftet werden. Um den Anforderungen des Abfallwirtschaftsgesetzes gerecht zu werden, schlagen die Autoren Maßnahmen in folgenden Bereichen vor: Bessere Datengrundlage durch gezielte, methodisch einwandfreie Erhebungen; Vereinheitlichung und Verbesserung der gesetzlichen Grundlagen und des Vollzugs; flächendeckende Umsetzung in die Praxis durch Information, Ausbildung und punktuelle Kontrolle; Öffentlichkeitsarbeit zur Thematisierung des Problembereiches Baurestmassen, insbesondere auch für die Bauherrschaft.


Elektronische Version der Publikation:
http://publik.tuwien.ac.at/files/PubDat_196422.pdf


Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.