[Back]


Talks and Poster Presentations (with Proceedings-Entry):

H. Kroiss:
"Die Kläranlage 2050";
Talk: ÖWAV-Seminar "Standortbestimmung in der Wassergütewirtschaft", Wien; 2012-02-28 - 2012-02-29; in: "Wiener Mitteilungen", Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft, Band 226 (2012), ISBN: 978-3-85234-119-4; 443 - 456.



German abstract:
Die Abwasserreinigung wird auch im Jahre 2050 noch ein elementares
Bindeglied zwischen den Abwasserableitungssystemen und dem Gewässerschutz darstellen. In Österreich werden die meisten Kläranlagen bis 2050 das Ende ihrer Lebensdauer erreicht bzw. weit überschritten haben. Weltweit sind bis dorthin noch Siedlungswassersysteme für ca. 6 Milliarden Menschen neu zu errichten. Für Innovationen gibt es also enorme Anreize.
Die Anforderungen an den Gewässerschutz werden komplexer werden, weil ein verbesserter Schutz der menschlichen Gesundheit (Trinkwasser, Badegewässer)und eine möglichst ungestörte Entwicklung der "natürlichen" Gewässerbiozönosen angestrebt werden. Weltweit sind bereits heute Entwicklungen im Gange, die mit der Kreislaufführung des Abwassers als Nutz- oder Trinkwasser, der Nutzung der Wertstoffe im Abwasser und der Klärschlammentsorgung in Zusammenhang stehen und zu neuen Anforderungen an die Abwasserreinigung führen. Sie werden von den Folgen des Wachstums der Weltbevölkerung und der gleichzeitig auftretenden rasanten Verstädterung bestimmt, die beide Ressourcenengpässe nicht nur
für Wasser verursachen werden.
Es ist zu erwarten, dass Maßnahmen an den Quellen des Abwassers an Bedeutung gewinnen, die zu einer Änderung der Abwasserinhaltstoffe führen. Solche Maßnahmen können sein: Trennung und separate Behandlung von Urin und allenfalls auch der Faeces beginnend bei der Toilette; separate Ableitung und Reinigung des Grauwassers; separate Behandlung von Spitals- und Industrieabwässern mit gefährlichen Inhaltsstoffen, Änderung von Ernährungsgewohnheiten und medikamentöser Therapie; Verbote der Erzeugung von gewissen Chemikalien und Pharmazeutika; die Entwicklung von neuen Abwasserableitungsystemen für Schmutz- und Regenwasser. Alle diese Maßnahmen haben Auswirkungen auf die Abwasserzusammensetzung und die Kläranlagentechnik. Auch die verbesserte Nutzung der Wertstoffe (P, N, Spurenelemente) im Abwasser, die Minimierung des Energiebedarfes für die Abwasserreinigung sowie die Klärschlammbehandlungs-
und Entsorgungstechnik werden die Kläranlagentechnik beeinflussen. In
jedem Falle wird die Entwicklung der Energiekosten und der nachhaltigen Versorgung eine entscheidende, aber nicht vorhersagbare Rolle spielen.

Gereinigtes Abwasser wird vermutlich weiterhin in Oberflächengewässer eingeleitet werden, aus denen wieder Nutz- und Trinkwasser gewonnen wird. Jedenfalls wird der Zusammenhang zwischen Abwasserentsorgung und Trinkwasserversorgung
erheblich an Bedeutung gewinnen. Die chemischen Analytik für Wasserinhaltsstoffe und die Analyse ihrer Wirkung für Mensch und Umwelt werden empfindlicher und aussagekräftiger werden. Daraus entwickeln sich schon heute neue Aufgaben für die Abwasserreinigung und Trinkwasseraufbereitung, die durch den Einsatz physikalisch-chemische Reinigungsverfahren (Membrantrenntechnik,
Oxidationsverfahren, Adsorptionsverfahren etc.) gelöst werden können.
In jedem Falle wird die Entwicklung der Kläranlagentechnik insbesondere für die Ballungsgebiete bis 2050 noch deutlich stärker in neue Konzepte der Siedlungswasserwirtschaft integriert werden und sehr stark von der jeweiligen Situation am Standort der Kläranlagen und den ihnen zugeordneten Funktionen abhängen. Mit einer starken Diversifizierung ist zu rechnen, allerdings wird vermutet, dass die
biologische Reinigung mit ganzjährig gesicherter Nitrifikation weiterhin eine fundamentale Rolle für den Gewässerschutz spielen wird.

Keywords:
Zukunft der Kläranlagentechnik, neue Anforderungen an die Reinigungsleistung, Wiederverwendung von Abwasser und Abwasserinhaltsstoffen, Energieminimierung, Maßnahmen an der Quelle des Abwassers, Auswirkung der Bevölkerungszunahme und der Verstädterung

Created from the Publication Database of the Vienna University of Technology.