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Vorträge und Posterpräsentationen (ohne Tagungsband-Eintrag):

G. Esser:
"Der Molybdänbergbau im Valsertal 1941-1945: Ein Schlüsselprojekt der NS-Kriegsmaschinerie im Licht der Baugeschichtsforschung";
Vortrag: 47. Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung, Koldewey-Gesellschaft Vereinigung für Baugeschichtliche Forschung, Trier (Deutschland) (eingeladen); 16.05.2012 - 20.05.2012.



Kurzfassung deutsch:
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde in den Tuxer Alpen ein Bergbau auf Molybdänglanz aufgeschlagen. Das Edelmetall Molybdän wurde zur Härtung von Stahl verwendet und fand als kriegswichtiger Rohstoff vor allem in der Rüstungsindustrie Verwendung. Aufgrund der Rohstoffknappheit im Dritten Reich und nach dem Scheitern der Blitzkriegsstrategie wurde dem Projekt wegen seiner Position innerhalb der durch das NS-Regime kontrollierten Gebiete höchste Priorität eingeräumt. Erhebliche Mittelzuwendungen einerseits und von Irrationalität getragene Entscheidungsprozesse andererseits bestimmten seine Geschicke.
Die Rahmenbedingungen für die Einrichtung des Bergbaus, der Aufbereitungsanlagen und der notwendigen Infrastruktur waren infolge der topografischen Lage im Hochgebirge und des rauen Klimas mit den wenigen schneefreien Monaten extrem für die Arbeitskräfte, die Großteils aus Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen rekrutiert wurden: Der Stollen für die Molybdänglanzgewinnung wurde in 3.000 m Höhe unmittelbar unterhalb der Gletschergrenze angeschlagen, das so genannte Stollenlager, das den Bergleuten ganzjährig als Unterkunft dienen sollte, nur wenige hundert Meter von diesem Stollen entfernt errichtet. Eine Aufbereitungsanlage, in der taubes Gestein und Molybdänglanz getrennt wurden, entstand im Talschluss auf 1400 m Seehöhe.
Seit 2010 betreibt die TU Wien in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt und der Gemeinde Vals das durch das Land Tirol geförderte Kooperationsprojekt "Molybdänbergbau im Valsertal". Die in sommerlichen Feldkampagnen durchgeführten Arbeiten haben - neben der Vermittlung von Methodenwissen an Studierende der Architektur - das Ziel, eine wissenschaftliche Grundlage zu schaffen für die Erforschung, Darstellung, Publikation und Ausstellung der Baugeschichte dieses außergewöhnlichen Technikprojekts der Zeit des Nationalsozialismus in Österreich. Die Dokumentation wird damit erstmals - neben den bereits aus den historischen Quellen bekannten Fakten - sehr konkrete Aussagen liefern über die Anlage, den Baufortschritt und die projektierte Funktionsweise des Molybdänbergbaus. Eine wichtige Grundlage wird damit geschaffen für ein vertieftes Verständnis für diesen Abschnitt der Geschichte des Valsertals und deren zeitgemäße Präsentation.

Schlagworte:
Bergbau - Molybdän - Nationalsozialismus - Baugeschichte - Industriearchäologie

Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.