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Publications in Scientific Journals:

E. Brückl, Ch Hammerl:
"Eduard Suess´ conception of the Alpine orogeny related to geophysical data and models";
Austrian Journal of Earth Sciences, 107 (2014), 1; 94 - 114.



English abstract:
In his treatise "Die Entstehung der Alpen", Eduard Suess presents a wealth of geological observations and a fascinating conception of the orogeny of the Alps and mountain chains in general. It is an inspiring task to review the state of the Physics of the Earth at the time when Suess worked on this treatise and to estimate its impact on Suess´ work. We find that only seismology, a discipline to which Suess himself contributed a substantial amount of research, supported his geological work and tectonic reasoning to some extent. Since the publication of "Die Entstehung der Alpen", Physics of the Earth has made tremendous progress and geophysical data and models have become of fundamental importance for tectonic theories. We review this evolution as well as modern geophysical data closely related to the orogeny of the Eastern Alps. We consider fundamental observations and findings of Suess and relate them to modern geophysical data on the structure and kinematics of the lithosphere. Issues we wish to highlight are the significant asymmetry and arcuate shape of mountain ranges and in particular the Alpine system. Suess related these observations to absolute movements of crustal blocks. In the case of the Alps, an Adriatic crustal block moves from south toward the axes of the mountain range. For the Himalayas, the direction is opposite and the Asian crust moves from north towards India. Suess´ conception is consistent within the frame of the contraction theory, generally accepted at that time. We interpret the moving crustal block sensu Suess as the upper plate of a continent-continent collision. We show that this transformation of Suess´ conception to a platetectonic frame is consistent with modern geophysical data and models of the lithosphere and upper mantle. Suess´ ideas would require a uniform subduction of European continental lower lithosphere under the Adratic plate to be realizable. Suess points out that the architecture of the Southern Alps does not follow the general scheme of one-sided northward movement. We show that also a modern model of the lithospheric structure and kinematics addresses this observation and needs a minor modification of the general plate tectonic principles, i.e. some north-south oriented compression of the Adriatic plate. Finally we emphasize Suess´ considerations regarding the tectonic situation south-east of the Bohemian promontory. Here the axis of the mountain range bends to the northeast and, according to Suess, the moving crustal masses are deflected to the east, thus introducing tension and forming the Vienna Basin. We value this interpretation as an ancestor of the extrusion model. We address the same issue on the basis of the modern geophysical data and present a tectonic model of the lithospheric mantle, which explains extrusion as a plate tectonic process

German abstract:
In seiner Abhandlung "Die Entstehung der Alpen" präsentiert Eduard Suess eine Fülle geologischer Beobachtungen und ein faszinierendes Konzept über die Entstehung der Alpen und die Gebirgsbildung im Allgemeinen. Es erscheint als anregende Aufgabe, den Stand der Physik der Erde zurzeit, als Suess an dieser Abhandlung arbeitete zusammenzufassen und seinen Einfluss auf seine Arbeit zu bewerten. Wir finden, dass lediglich die Seismologie, eine Disziplin zu der Suess selbst als aktiver Forscher Wesentliches beitrug, seine geologische Arbeit und sein tektonisches Denken in mancher Hinsicht beeinflusste. Seit dem Erscheinen von "Die Entstehung der Alpen" machte die Physik der Erde gewaltige Fortschritte. Geophysikalische Daten und Modelle erlangten grundlegende Bedeutung für die Entwicklung tektonischer Theorien. Wir geben einen Überblick über diese Entwicklung und fassen neue geophysikalische Daten mit einem engen Bezug zur Orogenese der Ostalpen zusammen. Wir betrachten grundlegende Beobachtungen und Erkenntnisse von Suess und stellen sie zu neuen geophysikalischen Daten über Struktur und Kinematik der Lithosphäre in Beziehung. Ein Thema, das wir besonders hervorheben wollen, ist die signifikante Asymmetrie und der bogenförmige Bau von Gebirgsketten im Allgemeinen und dem Alpinen System im Besonderen. Suess setzt diese Beobachtungen mit absoluten Bewegungen von Teilen der Erdkruste in Beziehung. Im Fall der Alpen bewegt sich ein der adriatischen Kruste zugehöriger Block von Süden her gegen die Achse des Gebirges. Beim Himalaya ist die Bewegungsrichtung umgekehrt und es bewegt sich Asien von Norden her gegen Indien im Süden. Die Vorstellung von Suess ist konsistent im Rahme der Kontraktionstheorie, welche zur dieser Zeit allgemein akzeptiert war. Wir interpretieren den Teil der bewegten Kruste sensu Suess als die Oberplatte bei einer Kontinent- Kontinent Kollision und zeigen, dass diese Transformation des Konzepts von Suess in einen plattentektonischen Rahmen konsistent mit modernen geophysikalischen Daten und Modellen der Lithosphäre und des oberen Mantels ist. Suess` Vorstellungen fordern demnach eine einheitliche Subduktion europäischer kontinentaler tieferer Lithosphäre unter die Adriatische Platte. Suess hält fest, dass die Architektur der Südalpen nicht dem generellen Muster der einseitigen, nach Norden gerichteten Bewegung entspricht. Wir zeigen, dass auch ein neueres Modell der Struktur und Kinematik der Lithosphäre diesen Aspekt berücksichtigt und ein geringfügiges Abweichen von den Grundprinzipien der Plattentektonik bedingt, und zwar eine nord-süd orientierte Kompression innerhalb der adriatischen Platte. Schließlich heben wir Suess` Überlegungen zur tektonischen Situation südlich und östlich der Böhmischen Masse hervor. In diesem Bereich der Ostalpen und Überganges zu den West-Karpaten biegt der Gebirgsbogen nach Nord-Ost. Nach Suess werden die von Süden herkommenden bewegten Krustenteile hier nach Osten abgelenkt. Die hierdurch induzierten Zugspannungen sind für die Entstehung des Wiener Beckens verantwortlich. Wir bewerten diese Interpretation als einen Vorläufer des Extrusionsmodells, behandeln denselben Aspekt auf der Basis der neuen geophysikalischen Daten und zeigen ein tektonisches Modell des lithosphärischen Mantels, das die Extrusion als plattentektonischen Prozess erklärt.

Keywords:
Physics of the Earth, crustal movements, historical concepts, Eduard Suess, subduction, extrusion, orogeny


Electronic version of the publication:
http://publik.tuwien.ac.at/files/PubDat_230199.pdf



Related Projects:
Project Head Ewald Brückl:
ALPASS - Seismisches Monitoring der Lithosphäre und des oberen Mantels in den Alpen 2. bis incl. 4. Projektjahr


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