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Talks and Poster Presentations (without Proceedings-Entry):

A. Psenner:
"I foa da iban Schädl du Trompö! Wiener Straßenkämpfe";
Talk: Urban Space Research Network (USRN) Symposions > City and Belonging < Negotiating Mobility and Sense of Place in Urban Discourse, Heidelberg (invited); 2012-10-04 - 2012-10-06.



German abstract:
Architektur- und Stadtforschung führt in der Behandlung von stadtsystemischen Fragen immer wieder zur Problematik des Straßenraums und im Besonderen zur Frage, wie dieser benützt werden kann - und wem er denn nun eigentlich gehört. Besonders spannend erscheint der Architektin-Soziologin Angelika Psenner (Wien) dabei die historische Entwicklung der "Besitzverhältnisse". Nicht zuletzt deshalb, weil sich darin eine Ursache für die im Kontext der Thematik immer wiederkehrende Emotionalität in den Diskussionen vermutet lässt.
In der Genealogie der Wiener Straßennutzung lässt sich ein Abdriften konstatieren: von einer anfänglich klar Personenschutz-bezogenen Gesetzgebung in Richtung Schutz des technischen, fließenden Fahrzeug-Verkehrs. Den größten Schnitt in der Hierarchisierung der verschiedenen VerkehrsteilnehmerInnen auf Wiens Straßen brachte die Einführung der nationalsozialistischen Straßenverkehrsordnung (StVO 1937) im Jahr 1938. Sicherlich muss die Zunahme des Kfz-Verkehrs als Grundlage dieser Entwicklung gesehen werden, die eigentliche Umgewichtung wurde jedoch deutlich durch die Gesetzgebung verursacht. Jede darauf folgende Neuausgabe der StVO kann somit als Nivellierungen der 1937er Gesetze gelesen werden.
Wohl unter dem Einfluss steigender Verkehrs¬opferzahlen und hoher Schadenskosten rief die Nachkriegsregelung zwar zu Rücksicht, Vorsicht und Aufmerksamkeit auf, doch wurde jene, unter dem Nationalsozialismus hervorgebrachte unbedingte Zuwendung und Bevorrechtung des Kfz-Verkehrs weiterhin beibehalten. Auch die aktuell gültige StVO und damit die Benutzungsrechte für den öffentlichen Straßenraum gehen also auf ein Wertesystem zurück, in dem der Mensch immer nur dann gewichtig wurde, wenn er dem Gesamtvolkssinn dienlich war.

Keywords:
Mobilität, Straßenraum, Straßenverkehrsordnung, Nationalsozialismus, Wiener Gründerzeitareale


Electronic version of the publication:
http://www.usrn.de/wp-content/uploads/2010/07/conference-report-stand.pdf


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