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Contributions to Proceedings:

U. Pont, M. Schuss, A. Mahdavi:
"Moos als Fassadenbegrünung - eine Sondierungsstudie";
in: "Forschungstag 2016", Fakultät für Arch & RPL (ed.); issued by: Tu Wien, Fakultät für Architektur und Raumplanung; Forschungstag 2016, Wien, 2016, ISBN: 978-3-902707-32-1, 44 - 45.



English abstract:
(no english version available) Die positiven Effekte von Gebäudebegrünung sind in den vergangenen Jahren durch verschiedene Projekte und Informationskampagnen einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden:
. Pflanzen verdunsten Wasser. Damit können im Sommer Temperaturamplituden evaporativ gedämpft werden, was speziell im innerstädtischen Bereich zur Abdämpfung des urbanen Hitzeinseleffektes von Nutzen sein kann.
. Pflanzen binden Staub und schädliche Luftpartikel und haben damit einen luftreinigenden Effekt.
. Gebäudebegrünung kann dazu beitragen die Versiegelung (und damit den Wasserabfluss) in innerstädtischen Gebieten zu verringern. Damit können Starkregengeschehnisse und die erfolgende Belastung für die Kanalisation verringert werden, sowie eine Wiederannäherung an den natürlichen Wasserhaushalt erzielt werden.
. Unbestritten haben viele begrünte Fassaden und Dächer einen ästhetischen Reiz. Weiters vermögen Pflanzen die Wahrnehmung der gebauten Umwelt positiv zu beeinflussen. Studien bestätigen, dass die Wahrnehmung von Pflanzgrün eine positive Einwirkung auf die menschliche Psyche besitzt.
. Begrünungsflächen können als Erholungsflächen oder sogar kleinräumige, landwirtschaftliche Anbauflächen genutzt werden (Urban Gardening). Daneben fungieren Begründungsflächen als Zufluchtsorte und Nahrung für Lebewesen.
Nachteile, die bezüglich Wand und Dachflächenbegrünung oft genannt werden, sind der erhöhte Pflegeaufwand und damit verbundene Kosten im Gebäudebetrieb, die zusätzlichen Lasten, potentielles Zerstörungspotential durch Kletterpflanzen und die Erscheinungsform des Bauwerks in der kalten Jahreszeit. Aktuell ist auch der Brandüberschlag durch Fassadenbegrünungen ein Thema, das viele Diskussionen nach sich zieht.
Im Zuge eines Drittmittel geförderten Projektes des Stadt der Zukunft Programms der FFG wurde das Potential von Moosen zur Fassadenbegrünung von einem Forschungskonsortium, bestehend aus der Abteilung Bauphysik und Bauökologie (TU Wien), der Division of Conservation Biology, Vegetation Ecology and Landscape Ecology der Universität Wien, sowie der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Schönbrunn, untersucht. Moose sind relativ anspruchslose Pflanzen bezüglich Substrat und Bewässerung, deren Pflegeaufwand als extensiv bezeichnet werden kann und die auch große Hitze- und Kälteperioden unbeschadet überstehen können. Darüber hinaus bilden Moose dichte, aber nicht hochwachsende Pflanzen, die auch keine tiefen Wurzeln ausbilden und deren Gewicht keine großen Sonderkonstruktionen erwarten lässt. In Japan, so wie in einigen Musterprojekten in Europa und Island wurden Moose bereits vereinzelt zur Fassadenbegrünung eingesetzt. Darüber hinaus gibt es in Asien einen blühenden Markt für Moosmatten und sogar in Deutschland und Österreich einige wenige Anbieter für Moosmatten. Dennoch besteht hinsichtlich der hochbautechnischen Implementierung und der Eignung von (wild-wachsenden) Moosen für die Gebäudebegrünung ein Forschungsbedarf, da die Umsetzungen in Europa und auch weltweit oft eher künstlerischen Wert besitzen oder nur durch aufwändige Konstruktionen erhalten werden. Als Beispiele können hier das Rathaus in Reykjavik (studio granda), die Erweiterung des Aargauer Kunsthauses von Herzog und deMeuron, sowie das Headquarter der Münchner Rückversicherung genannt werden, welches von dem isländischen Künstler Olafur Eliasson mit einer aufwendig bewässerten Moosfassade versehen wurde.
Im Projekt BEMOFA ("Bemooste Fassaden") wurden Untersuchungen hinsichtlich der Eignung unterschiedlicher Substrate (Samoplant, Stockosorb, Geohumus, Lehm/Ton), unterschiedlicher Bepflanzungsmethoden, unterschiedlicher Träger-Paneele, hochbautechnischer Unterkonstruktionen und letztlich unterschiedlicher Moosgattungen angestellt. Die Zielsetzung war es, wartungsextensive, dauerhafte und immergrüne Fassadenbegrünungen mit Moosen zu testen. Dazu wurden in den Blumengärten der Stadt Wien in Hirschstätten Mock-Up Aufbauten aus 43 verschiedenen Untermaterialien (u.a. Edelstahlblech, Aluminiumblech, Glasschaum, Drainagevliese, Kunststoff-Doppelstegplatten, Lärmschutzlochplatten) erstellt, Moose unterschiedlicher Gattungen (12) in ökologisch verträglicher Art gesammelt und nach Einbringung von Substraten und Bepflanzung auf entsprechenden Unterkonstruktionen für die Dauer von 12 Monaten einem intensiven Monitoring unterzogen. Das Monitoring beinhaltete die Erfassung der Wetterdaten am Versuchsstandort, sowie die photographisch-visuelle Erfassung des Verhaltens bzw. Wachstums der Moose auf den unterschiedlichen Paneelen. Daneben wurden einige Untersuchungen angestellt, die die physikalisch-chemischen Eigenschaften von Substraten und Unterkonstruktionen betrafen.
Hinsichtlich der Resultate lässt sich festhalten, dass einige Moose sich als sehr robust erwiesen (Homalothecium lutescens, Homalothecium sericeum, Abietinella abietina, Hypnum cupressiforme). Bei den Substraten konnte die Lehm/Ton-Mischung als einziges Substrat überzeugen, während die anderen Substrate zum Teil eher problematische Abstossungsreaktionen bei den Moosen verursachten. Die Trägerpaneele aus Metall erwiesen sich aufgrund der glatten Oberflächen für ungeeignet zur Bepflanzung, währen silikatische und raue Oberflächen ein größeres Potential zur Bepflanzung aufweisen.
Prinzipiell zeigte das Projekt ein großes Potential von Moospflanzen als Fassadenbegrünungen auf, jedoch erscheint weitere empirisch-experimentelle Entwicklungsarbeit verbunden mit einem mehrjährigen Monitoring ratsam.

German abstract:
Die positiven Effekte von Gebäudebegrünung sind in den vergangenen Jahren durch verschiedene Projekte und Informationskampagnen einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden:
. Pflanzen verdunsten Wasser. Damit können im Sommer Temperaturamplituden evaporativ gedämpft werden, was speziell im innerstädtischen Bereich zur Abdämpfung des urbanen Hitzeinseleffektes von Nutzen sein kann.
. Pflanzen binden Staub und schädliche Luftpartikel und haben damit einen luftreinigenden Effekt.
. Gebäudebegrünung kann dazu beitragen die Versiegelung (und damit den Wasserabfluss) in innerstädtischen Gebieten zu verringern. Damit können Starkregengeschehnisse und die erfolgende Belastung für die Kanalisation verringert werden, sowie eine Wiederannäherung an den natürlichen Wasserhaushalt erzielt werden.
. Unbestritten haben viele begrünte Fassaden und Dächer einen ästhetischen Reiz. Weiters vermögen Pflanzen die Wahrnehmung der gebauten Umwelt positiv zu beeinflussen. Studien bestätigen, dass die Wahrnehmung von Pflanzgrün eine positive Einwirkung auf die menschliche Psyche besitzt.
. Begrünungsflächen können als Erholungsflächen oder sogar kleinräumige, landwirtschaftliche Anbauflächen genutzt werden (Urban Gardening). Daneben fungieren Begründungsflächen als Zufluchtsorte und Nahrung für Lebewesen.
Nachteile, die bezüglich Wand und Dachflächenbegrünung oft genannt werden, sind der erhöhte Pflegeaufwand und damit verbundene Kosten im Gebäudebetrieb, die zusätzlichen Lasten, potentielles Zerstörungspotential durch Kletterpflanzen und die Erscheinungsform des Bauwerks in der kalten Jahreszeit. Aktuell ist auch der Brandüberschlag durch Fassadenbegrünungen ein Thema, das viele Diskussionen nach sich zieht.
Im Zuge eines Drittmittel geförderten Projektes des Stadt der Zukunft Programms der FFG wurde das Potential von Moosen zur Fassadenbegrünung von einem Forschungskonsortium, bestehend aus der Abteilung Bauphysik und Bauökologie (TU Wien), der Division of Conservation Biology, Vegetation Ecology and Landscape Ecology der Universität Wien, sowie der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Schönbrunn, untersucht. Moose sind relativ anspruchslose Pflanzen bezüglich Substrat und Bewässerung, deren Pflegeaufwand als extensiv bezeichnet werden kann und die auch große Hitze- und Kälteperioden unbeschadet überstehen können. Darüber hinaus bilden Moose dichte, aber nicht hochwachsende Pflanzen, die auch keine tiefen Wurzeln ausbilden und deren Gewicht keine großen Sonderkonstruktionen erwarten lässt. In Japan, so wie in einigen Musterprojekten in Europa und Island wurden Moose bereits vereinzelt zur Fassadenbegrünung eingesetzt. Darüber hinaus gibt es in Asien einen blühenden Markt für Moosmatten und sogar in Deutschland und Österreich einige wenige Anbieter für Moosmatten. Dennoch besteht hinsichtlich der hochbautechnischen Implementierung und der Eignung von (wild-wachsenden) Moosen für die Gebäudebegrünung ein Forschungsbedarf, da die Umsetzungen in Europa und auch weltweit oft eher künstlerischen Wert besitzen oder nur durch aufwändige Konstruktionen erhalten werden. Als Beispiele können hier das Rathaus in Reykjavik (studio granda), die Erweiterung des Aargauer Kunsthauses von Herzog und deMeuron, sowie das Headquarter der Münchner Rückversicherung genannt werden, welches von dem isländischen Künstler Olafur Eliasson mit einer aufwendig bewässerten Moosfassade versehen wurde.
Im Projekt BEMOFA ("Bemooste Fassaden") wurden Untersuchungen hinsichtlich der Eignung unterschiedlicher Substrate (Samoplant, Stockosorb, Geohumus, Lehm/Ton), unterschiedlicher Bepflanzungsmethoden, unterschiedlicher Träger-Paneele, hochbautechnischer Unterkonstruktionen und letztlich unterschiedlicher Moosgattungen angestellt. Die Zielsetzung war es, wartungsextensive, dauerhafte und immergrüne Fassadenbegrünungen mit Moosen zu testen. Dazu wurden in den Blumengärten der Stadt Wien in Hirschstätten Mock-Up Aufbauten aus 43 verschiedenen Untermaterialien (u.a. Edelstahlblech, Aluminiumblech, Glasschaum, Drainagevliese, Kunststoff-Doppelstegplatten, Lärmschutzlochplatten) erstellt, Moose unterschiedlicher Gattungen (12) in ökologisch verträglicher Art gesammelt und nach Einbringung von Substraten und Bepflanzung auf entsprechenden Unterkonstruktionen für die Dauer von 12 Monaten einem intensiven Monitoring unterzogen. Das Monitoring beinhaltete die Erfassung der Wetterdaten am Versuchsstandort, sowie die photographisch-visuelle Erfassung des Verhaltens bzw. Wachstums der Moose auf den unterschiedlichen Paneelen. Daneben wurden einige Untersuchungen angestellt, die die physikalisch-chemischen Eigenschaften von Substraten und Unterkonstruktionen betrafen.
Hinsichtlich der Resultate lässt sich festhalten, dass einige Moose sich als sehr robust erwiesen (Homalothecium lutescens, Homalothecium sericeum, Abietinella abietina, Hypnum cupressiforme). Bei den Substraten konnte die Lehm/Ton-Mischung als einziges Substrat überzeugen, während die anderen Substrate zum Teil eher problematische Abstossungsreaktionen bei den Moosen verursachten. Die Trägerpaneele aus Metall erwiesen sich aufgrund der glatten Oberflächen für ungeeignet zur Bepflanzung, währen silikatische und raue Oberflächen ein größeres Potential zur Bepflanzung aufweisen.
Prinzipiell zeigte das Projekt ein großes Potential von Moospflanzen als Fassadenbegrünungen auf, jedoch erscheint weitere empirisch-experimentelle Entwicklungsarbeit verbunden mit einem mehrjährigen Monitoring ratsam.

Created from the Publication Database of the Vienna University of Technology.