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Buchbeiträge:

M. Honic, I. Kovacic, H. Rechberger:
"BIMaterial "BIM-basierter materieller Gebäudepass"";
in: "BIM in der Wertschöpfungskette BAU - Aspekte der Digitalisierung in Baubetrieb und Bauwirtschaft", A. Tautschnig, G. Fröch, W. Gächter (Hrg.); STUDIA Universitätsverlag, Innsbruck, 2017, ISBN: 978-3-903030-41-1, S. 143 - 158.



Kurzfassung deutsch:
Bauprodukte werden am Ende ihrer Lebensdauer meistens zu Abfallprodukten. Um das zu vermeiden, muss in frühesten Planungsphasen agiert werden, da diese den größten Einfluss auf die Reduktion des Abfallaufkommens, die Wiederverwendbarkeit der Bauelemente bzw. die Steigerung des Recyclingpotentials haben. Siedlungen und Infrastrukturen stellen den größten Materialbestand in einer industriellen Volkswirtschaft dar. Forschungsergebnisse auf dem Gebiet des regionalen Stoffhaushaltes zeigen, dass diese Materialbestände für wesentliche Rohstoffe global gesehen bereits ähnlich groß sind wie die derzeit wirtschaftlich abbaubaren Primärlagerstätten. Volkswirtschaftliches Ziel muss es daher sein, dieses urbane Lager langfristig zu erhalten bzw. immer wieder zu recyceln, um den Verbrauch an Primärressourcen zu minimieren und damit auch die Importabhängigkeit zu reduzieren. Diese Strategie wird häufig mit dem Begriff des Urban Mining bezeichnet. Durch hohe Recyclingraten können Baurestmassen reduziert werden, was eine genaue Dokumentation der Zusammensetzung der Baurestmassen - einen materiellen Gebäudepass (MGP) - erfordert.
Architekten und Planende tragen eine große Verantwortung bezüglich der Wahl der Materialien und benötigen daher dementsprechende design-zentrische Methoden und Werkzeuge, um die Erstellung und Optimierung eines Rückbaukonzepts zu ermöglichen.
Ein MGP ist eine Dokumentation über die materielle Zusammensetzung eines Bauwerkes und gibt quantitative und qualitative Auskunft über die relevanten, verbauten Rohstoffe. Der Nutzen eines lebenszyklusorientierten MGP ist mehrfach: als Planungs-und Optimierungswerkzeug in Hinsicht auf den effizienten Materialeinsatz und späteren Rückbau, zur Dokumentation der notwendigen materiellen Information für das Recycling von Bauwerken am Lebensende und als Grundlage für einen urbanen Rohstoffkataster auf der Stadt-Ebene.
Die Entwicklung neuer Technologien und digitaler Planungswerkzeuge wie BIM (Building Information Modeling) ermöglicht die Erstellung einer automatisierten und klar strukturierten Wissensbasis über die materielle Zusammensetzung eines Gebäudes in unterschiedlichen Lebenszyklusphasen.
In diesem Paper wird das Forschungsprojekt der TU Wien: "BIMaterial" vorgestellt, welches zum Ziel hat eine App für die automatisierte Erstellung des materiellen Gebäudepass mit Hilfe von BIM zu entwickeln. Durch die Ankopplung an unterschiedliche Ökoindikatoren-Datenbanken soll als "Nebenprodukt" ein Ökobilanzierungswerkzeug entstehen, da durch die genaue Massen- und Mengenermittlung sowie Verortung der Baustoffe und Materialien eine automatisierte Erstellung der Ökobilanz leicht möglich ist. Somit entsteht ein Lebenszyklus-orientierter und BIM-gestützter MGP als Planungswerkzeug, welches die Optimierung der materiellen Ressourcen sowie die Erstellung des Rückbaukonzepts bereits in den frühen Planungsphasen ermöglicht: in der Ausschreibungsphase, für die Erfassung der ausführungsseitigen Materialienzusammensetzung, als Datenrepositorium bei der Inbetriebnahme und letztendlich als End-of-Life Dokumentation der Materialienzusammensetzung des Gebäudes (Quantitativ: Mengen, Massen; qualitativ: Zugänglichkeit, Trennbarkeit).

Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.