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Doctor's Theses (authored and supervised):

D. Deutschmann:
"Ein Allianzvertrag für österreichische Bauprojekte";
Supervisor, Reviewer: K. Weber, A. Kropik; Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, 2017.



German abstract:
Seit mehreren Jahren scheint es bei manchen Beteiligten in der österreichischen Bauwirtschaft eine gewisse Unzufriedenheit mit der derzeitigen Situation bei der Projektabwicklung zu geben. In ustralien werden mit dem Vergabe- und Vertragsmodell Alliance
Contract bei großen und komplexen Projekten gute Ergebnisse und eine hohe Zufriedenheit der Projektbeteiligten erreicht, sodass mittlerweile fast ein Drittel aller Infrastrukturprojekte in den Bereichen Wasserbau, Straße und Schiene in Australien mit dem Alliance
Contract abgewickelt werden. In Österreich werden Bauaufträge in diesen Bereichen fast ausschließlich durch Auftraggeber vergeben, die dem Vergaberecht unterliegen. Aus diesem Grund wird in der gegenständlichen Arbeit untersucht, ob und wie der Alliance Contract im Rahmen des österreichischen Vergaberechts umgesetzt werden kann.
Zu Beginn wird ein kurzer Überblick über die Projektabwicklung in Österreich geboten, in dem die derzeit überwiegend eingesetzten Vergabe- und Vertragsmodelle sowie die Unternehmereinsatzformen
dargestellt werden. In weiterer Folge wird dann der australische
Alliance Contract näher beleuchtet. Der Grundgedanke des Modells ist die Ausrichtung der Interessen der Projektbeteiligten (Bauherr, Planer und ausführendes Unternehmen) auf gemeinsame Projektziele. Um dies zu erreichen, wird ein entsprechend ausgestaltetes Vergütungsmodell vereinbart, welches eine vom Erreichungsgrad der Projektziele abhängige Bonus-Malus-Regelung umfasst. Die Abrechnung erfolgt nach open books. Der Vergabeprozess ist beim Alliance Contract nicht darauf ausgerichtet, den Billigstbieter zu finden, sondern den Projektpartner, mit dem gemeinsam die besten Projektergebnisse
erreicht werden können. Im Auswahlverfahren werden daher auch zB auch soziale und technische Fähigkeiten der Bieter bewertet.
Als Grundlage für die rechtliche Beurteilung werden dann die vergaberechtlichen Rahmenbedingungen dargestellt. Insbesondere das Vergaberecht ist aufgrund der sich häufig ändernden europäischen Vorgaben ein sehr dynamisches Rechtsgebiet. Erst am 01.03.2016 ist die Bundesvergaberechtsnovelle 2015 in Kraft getreten, durch welche unter anderem das Bestbieterprinzip gestärkt und mehr Transparenz bei der Vergabe an Subunternehmer geschaffen werden sollte. Außerdem wurden drei neue EUVergaberichtlinien 2014 im Bereich der klassischen Vergabe (RL 2014/24/EU), der Sektorenvergabe (RL 2014/25/EU) und der Konzessionsvergabe (RL 2014/23/EU) erlassen, welche der österreichische Gesetzgeber bis zum 18.04.2016 in nationales Recht umsetzen hätte müssen. Der wesentliche Inhalt der RL 2014/24/EU sowie die Auswirkungen derverspäteten Umsetzung der Richtlinie werden dargestellt. Die vergaberechtliche Beurteilung in der gegenständliche Arbeit basiert auf der Fassung Bundesvergabegesetz 2006, BGBl I Nr 2006/17 idF BGBl I Nr 7/2016, wobei im Text auf die Änderungen durch die RL 2014/24/EU verwiesen wird.
Im letzten Teil der Arbeit erfolgt dann die vergaberechtliche Beurteilung des Allianzvertrages für komplexe österreichische Bauprojekte. Dabei wird dargestellt, dass auch im Rahmen des österreichischen Vergaberechts ein für Allianzverträge geeignetes Auswahlverfahren durchgeführt werden kann und wie ein Verhandlungsverfahren mit vorheriger Bekanntmachung ablaufen könnte. Weiters wird das Potential zur Optimierung des Allianzvertrages durch eine Gesetzesänderung des Bundesvergabegesetz 2006, BGBl I Nr 2006/17 idF BGBl I Nr 7/2016 erörtert.
Im Ergebnis zeigt diese Arbeit auf, dass Allianzverträge aus vergaberechtlicher Sicht jedenfalls zur Projektabwicklung in Österreich herangezogen werden können.

Created from the Publication Database of the Vienna University of Technology.