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Zeitschriftenartikel:

K. Faschingeder:
"Architektur, die künstliche Intelligenz";
angenommen für Horizonte. Zeitschrift für Architekturdiskurs 12 (2018), 12.



Kurzfassung deutsch:
Der zweidimensionale Plan des Architekten impliziert, durch seine Eigenschaft als Projektion, mindestens vier Dimensionen. Zum einen jene drei des Raumes, von der sich eine vor und hinter der geschnittenen Ebene entfaltet, zum anderen aber jene der Zeit: die Projektion ist nicht nur planimetrisch; sie verweist vielmehr auf ein Projekt, und projeziert, als Werkzeug des Entwurfs, in die Zukunft. Ebenso wird, etwa durch die Konventionen der Darstellung, die Vergangenheit tradiert. Wir können aber noch weitere Dimensionen hinzufügen; insofern, als wir beim Entwerfen mit Elementen der Abstraktion arbeiten: Pläne in der uns bekannten Konvention, als maßstabsgetreue Kombination von Grund- und Aufriss, existieren erst seit der Renaissance. Im Mittelalter entwerfen wir geometrisch, modular mit Lineal und Zirkel, in der Renaissance proportional, wobei sich als Werkzeug die Arithmetik hinzugesellt, im XVIII. Jahrhundert die Algebraik, heute der Algorithmus. Immer verändert dies den Bezug der Architektur zur Lebenswelt. So verkündete Le Corbusier in Vers une Architecture, dass "der Plan der Generator ist". Der Plan ist die Idee des Gebäudes, aus dem alles andere entsteht, bis hin zu Aufriss und Volumen des Gebäudes. Dazu behauptete er, dass der Plan die Fähigkeit habe, unsere Lebensweise umzugestalten. Darin bestand die soziale und politische Aufgabe, die Le Corbusier mit der Bildung einer modernen Architektur zu erfüllen hoffte.
Für Michel Serres sind die Griechen die Erfinder der Projektion, und, über den Weg der Geometrie, der Theorie. Die Projektion erlaubt es, die Dinge von außerhalb dieser Welt zu sehen. Er vermutet jedoch, dass sich eine archaische Hierarchie, durch eine List der Griechen, bis in unser heutiges Denken tradiert hat. Diese vertikale Verbindung, von der Abstraktion des Plans, zur Theorie und zur Lebenswelt, gilt es zu untersuchen.

Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.