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Dissertationen (eigene und begutachtete):

A. Schindelegger:
"Absiedlung als Planungsinstrument. Planerische Aspekte zu Siedlungsrückzug als Naturgefahrenprävention";
Betreuer/in(nen), Begutachter/in(nen): A. Kanonier, F. Rudolf-Miklau, A. Voigt; Institut für Raumplanung, 2019; Rigorosum: 01.07.2019.



Kurzfassung deutsch:
Naturgefahren stellen eine zentrale Rahmenbedingung für die räumliche Entwicklung dar. Unter der Prämisse die Bevölkerung, Sachgüter und Infrastruktur vor Schadereignisse zu schützen, können, unterschiedliche Maßnahmen in einem integralen Naturgefahrenmanagement ergriffen werden. Ist es nicht möglich technische Maßnahmen oder Anpassungen an Gebäuden vorzunehmen, wird mitunter der Abbruch von Gebäuden und die Umsiedlung der BewohnerInnen als passive Schutzmaßnahme ergriffen. Absiedlung aus Gefahrenbereichen stellt dabei eine komplexe Aufgabe insb. für die öffentliche Hand dar. In Österreich gibt es seit den 1970er Jahren Erfahrungen mit Absiedlungen im Zusammenhang mit verschiedenen Naturgefahrenprozessen, vor allem aber bei Hochwassergefahren. Im internationalen Diskurs werden Absiedlungen aktuell verstärkt diskutiert. So hat etwa die UNHCR "Richtlinien zu geplanter Absiedlung"1 verfasst und auch in Deutschland und der Schweiz wird diese Maßnahme verstärkt in Betracht gezogen. Relevant ist Absiedlung als Schutzmaßnahme bei bestehenden Gefährdungen, zukünftig aber auch im Zusammenhang mit klimatischen Veränderungen. Die Forschungsarbeit untersucht im Kontext des österreichischen Naturgefahrenmanagements die rechtlichen Rahmenbedingungen von Absiedlungen mit Fokus auf die raumplanerische Komponente. Dies wird ergänzt um die systematische Darstellung von Praxisbeispielen und mit einer Evaluierung dieser Absiedlungsprozesse abgeschlossen. Insb. mit Blick auf die Richtlinien der UNHCR, werden Handlungsfelder und Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Instruments im Naturgefahrenmanagement mit besonderem Fokus auf die raumplanerischen Potentiale identifiziert. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit zeigen, dass Absiedlungen auf freiwilliger Basis innerhalb der geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen bereits umgesetzt werden können und hier Mechanismen gefunden wurden, um eine langfristige bauliche Freihaltung betroffener Bereiche sicherzustellen. Absiedlung als Maßnahme zur Risikominimierung ist bereits vergleichsweise gut etabliert. Raumplanerische Instrumente werden derzeit kaum strategisch in die Projekte eingebunden. Insgesamt ergibt sich ein Verbesserungspotential hinsichtlich einer integralen Prozessbegleitung. Dies betrifft auf institutioneller Seite die Koordination und Kooperation involvierter Behörden und öffentlicher Stellen sowie auf Seite der Betroffenen die bessere Einbindung in die Planung und Abwicklung. In einer ganzheitlichen Betrachtung ist es wichtig die individuellen Bedürfnisse zu berücksichtigen.

Kurzfassung englisch:
Natural hazards are an essential condition for spatial development. Following the premise to safeguard people as well as property and infrastructure from damages by hazard events, different measures can be undertaken in an integrative natural hazard management. If no structural measures or adaptations of objects are possible, occasionally the deconstruction of endangered buildings and the relocation of the inhabitants is undertaken as a passive protective measure. Relocation in hazard areas poses a difficult state assignment. Furthermore, the relocation of people living in hazard prone areas also confronts the public sector with a complex, multilayered task. Austria can draw on experience with relocation in connection with natural hazards, especially because of flood hazards, since the 1970s. In the international discussion, relocation has always received a considerable amount of attention. For example, the UNHCR has published a "Guidance on Planned Relocation"2 and the measure is increasingly considered in Germany and Switzerland. Relocation is relevant in the context of existing hazards, as well as in the future due to changing climate conditions. The research investigates the legal framework of relocation, focusing on a planning perspective in the Austrian natural hazard management. This is complemented with a systematic presentation of practice examples and concludes with an evaluation of relocation processes. Especially with regards to the UNHCR guidelines, fields of action and recommendations for the further development of relocation in natural hazard management with a special focus on potentials in spatial planning are identified. The results of the research show, that relocation on a voluntary basis is possible within the existing legal framework. To ensure that concerned areas are kept undeveloped, mechanisms have been developed. Relocation as a measure for risk reduction is comparatively well established. Spatial planning measures, however, are currently hardly ever integrated strategically in such projects. Overall, there exists a potential of improvement for an integral process support. This concerns the coordination and cooperation of involved authorities and other public institutions on the institutional side. Regarding affected people it refers to their improved involvement in planning and implementation. Thus, an integrative approach with the consideration of individual demands is important.

Schlagworte:
Raumordnung, Raumplanung, Absiedlung, Absiedelung, Flächenmanagement, Flächenwidmung, Baurecht, Raumordnungsrecht, Naturgefahrenmanagement


Elektronische Version der Publikation:
https://publik.tuwien.ac.at/files/publik_282420.pdf


Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.