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Diplom- und Master-Arbeiten (eigene und betreute):

T. Amann:
"StadtParterre Linz";
Betreuer/in(nen): A. Psenner; Städtebau, Landschaftsarchitektur und Entwerfen, 2019; Abschlussprüfung: 27.11.2019.



Kurzfassung deutsch:
Wenn wir über eine Straße sprechen, so beschreiben wir meistens wie selbstverständlich deren Erdgeschoßzone. Wie ist der Verkehr, wie steht es um den Grünraum, sind gemütliche Plätze zum Verweilen vorhanden? Gibt es Cafés, Dienstleistungsbetriebe und Geschäfte, für die sich das Flanieren lohnt? In der Stadtforschung bezeichnen wir diese Räume in ihrer Gesamtheit als das StadtParterre.
Das StadtParterre beinhaltet Erdgeschoß, Straße, Hof sowie weitere mit dem Erdgeschoß verbundene Bereiche. Hier treffen Menschen aufeinander, hier spielt sich das urbane Leben ab, hier summieren sich die verschiedenen Funktionen zu einem größeren System. Es ist das verbindende Element vieler Solitäre und beherbergt selbst eine Vielzahl an Funktionen, unter anderem als Verkehrs-, Konsum- und Aufenthaltsraum. Dennoch wurden in der Stadtplanung des 20. Jhdt. die Erdgeschoßbereiche oftmals ausgeklammert und der Straßenraum isoliert vom restlichen StadtParterre betrachtet.
In Wien kommt es aktuell in vielen Gründerzeitvierteln durch die Zunahme von privaten Nutzungen, Abstellräumen und Kleingaragen zu einer negativen Entwicklung des StadtParterres, die mithilfe der verfügbaren Stadtplanungsinstrumente weder dokumentiert noch gestoppt werden konnte. Im Rahmen eines vom FWF finanzierten und von Prof. Dr. DI Angelika Psenner geleiteten Forschungsprojekts wird das StadtParterre am Forschungsbereich Städtebau der Technischen Universität Wien untersucht. Durch die von Psenner weiterentwickelte Methode der
Zusammenhängende-Parterre-Aufnahme (ZPA) wird das StadtParterre in seiner Gesamtheit dokumentiert und analysiert. Die Forschungsergebnisse sollen neue Ansätze für eine positive Entwicklung des StadtParterres generieren. Für ein besseres Verständnis der Zusammenhänge werden im Zuge der Stadtparterre-Forschung mehrere Städte untersucht, die eine ähnliche bauliche Struktur wie Wien aufweisen. Die vorliegende Arbeit knüpft an diese Forschung an und untersucht das StadtParterre in einem Gründerzeitviertel der Stadt Linz.
Der Fokus dieser Arbeit liegt auf der Bedeutung der Höhendifferenz zwischen dem Fußbodenniveau im Erdgeschoß von Gebäuden und dem angrenzenden Gehsteig und dessen Bedeutung für das StadtParterre. Dies ist insbesondere bei Gründerzeithäusern von Relevanz, da hier zwei unterschiedliche Konzepte umgesetzt wurden; das ebenerdige Erdgeschoß und das Hochparterre.
Gegenstand der Arbeit ist der Vergleich zweier Forschungsstraßen im gründerzeitlichen Neustadtviertel in Linz. Die Straßen liegen in unmittelbarer Nähe und weisen in vielerlei Hinsicht Ähnlichkeiten auf. In der durchschnittlichen Höhe des Erdgeschoßniveaus finden sich jedoch klare Unterschiede zwischen den beiden Forschungsstraßen. Durch eine vergleichende Analyse der Erdgeschoßzonen können mögliche Wechselwirkungen zwischen der Höhe des Erdgeschoßniveaus, der Fassadenpermeabilität und der halböffentlichen Nutzung im Erdgeschoß erklärt werden. Zunächst erfolgt eine exakte baugeschichtliche Betrachtung der einzelnen Bauparzellen. Anschließend werden die Forschungsstraßen untersucht und die Unterschiede der Aufenthaltsqualität im Straßenraum erhoben. Anhand der Ergebnisse können die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Gebäudestrukturen, den Straßenzügen und der Aufenthaltsqualität des StadtParterres dargestellt werden.
Als Grundlage der Untersuchung dienen anonymisierte Bauakten von Gründerzeitgebäuden im Forschungsgebiet, Pläne des Linzer Stadtarchivs sowie durch Feldforschung vor Ort erhobene Daten. Durch die Methoden der Zusammenhängende-Parterre-Aufnahme wird das StadtParterre detailliert abgebildet. Die Analyse der Aufenthaltsqualität im Straßenraum basiert dabei, dem aktuellen Stand der Stadtforschung entsprechend, auf den von Gehl und Psenner erklärten Parametern.
Diese Arbeit verfolgt den Ansatz der Erforschung der Auswirkungen der Höhe des Erdgeschoßniveaus auf das StadtParterre. Zur Verallgemeinerung der Schlussfolgerungen in den Forschungsstraßen auf allgemein gültige Aussagen wären jedoch noch weitere Untersuchungen in verschiedenen urbanen Gebieten erforderlich. Aufgrund der eindeutigen Ergebnisse liegt jedoch die Vermutung nahe, dass in vergleichbaren urbanen Gebieten gleichartige Ergebnisse erzielt werden können. In den letzten Jahren wurden in der Stadt Linz Neubauten mit verschiedenen Erdgeschoßniveaus errichtet. Insofern sind die Auswirkungen der unterschiedlichen Erdgeschoßhöhen auf das StadtParterre auch bei aktuellen Planungen von Interesse.

Kurzfassung englisch:
When we describe a street, we usually describe its ground floor zone. How is the traffic? Is there greenery? Are there nice places to sit and spend time? Are there cafés and shops which make it worth strolling around this area? In urban research, we refer to these spaces in their entirety as the Urban Parterre.
The Urban Parterre includes the ground floor, the street, courtyards, and any other area connected to the ground floor. This is where people meet and where the urban life takes place, where the various functions add up to a larger system. It is the connecting element of many individual factors and accommodates a variety of functions, including traffic patterns, gastronomy and shopping possibilities, as well as shared spaces, to name a few. Nevertheless, in urban planning of the 20th century, ground floor areas are often excluded and the street space is considered isolated from the rest of the city.
In Vienna, in many "Gründerzeit" districts (historically districts which emerged between 1837 and 1914), the increase in private use, storage rooms and small garages has led to a negative development of the Urban Parterres, which could not be documented or stopped with the help of available urban planning instruments. As part of a research project lead by Prof. Dr. DI Angelika Psenner and funded by the FWF, the Urban Parterre is being studied at the Urban Planning Department of the Vienna University of Technology. Psenner`s Urban Parterre Modelling (UPM) methodology documents and analyses Urban Parterre in its entirety. The research results should generate new approaches for the development of the city`s Urban Parterre.
In order to gain a better understanding of the relationships and connections between these many factors, this Urban Parterre research is investigating several cities with a similar structure to Vienna. This master´s project builds on this research and investigates the Urban Parterre in a Gründerzeit district of the city of Linz, Austria.
This paper focuses on the importance of height difference between the floor of buildings and the adjacent sidewalk to the Urban Parterre. This is particularly important in Gründerzeit houses because two different concepts, the ground floor and the "Hochparterre" (increased height of the ground floor level), were implemented.
The subject of this paper is the comparison of two streets ("research streets") in the Gründerzeit Neustadt district in Linz. The research streets are located close to each other and are similar in many ways. However, there is a clear difference in the average height of the ground floor level between the two research streets. Through a comparative analysis of the ground floor zones, in particular focusing on the height of the ground floor level, the facade permeability and the semi-public uses on the ground floor, possible interactions can be observed and explained. First of all, an exact construction-historical examination of the individual building parcels takes place. Subsequently, the research streets are examined and the differences in the quality of time spent in the street space are surveyed. On the basis of the results, the interactions between the individual building structures, the streets and the quality of life of the Urban Parterres can be illustrated.
The study is based on anonymous construction records of Gründerzeit-style buildings in the research area, plans of the city archives of Linz, as well as on-site data collected through field research. Through the methods of the connected ground-floor recording the Urban Parterre is depicted in detail. The analysis of the quality of time spent in the street space is based on the parameters explained by Gehl and Psenner according to the current state of urban research.
This work explores the impact of the height of the ground floor level on the Urban Parterre. However, further research in diverse urban areas is necessary in order to be able to draw conclusions. Given the clear results, it seems likely that similar results will be achieved in similar urban areas.
In recent years, new buildings with different ground floor levels have been built in the city of Linz. In this respect, the effects of the different ground floor heights on the Urban Parterre are also of interest in current planning.

Schlagworte:
Städtebau; StadtParterre; Erdgeschoß; öffentlicher Raum; Linz; Souterrain


Elektronische Version der Publikation:
https://publik.tuwien.ac.at/files/publik_283125.pdf



Zugeordnete Projekte:
Projektleitung Angelika Psenner:
StadtParterre Wien


Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.