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Talks and Poster Presentations (with Proceedings-Entry):

J. Gärtner, A. Arlinghaus:
"Unfallrisiko verschiedener Schichtsysteme - Simulation mit dem XIMES-Risikorechner";
Talk: 7. Symposium der Arbeitszeitgesellschaft, Wien (invited); 2019-10-11; in: "7. Symposium der Arbeitszeitgesellschaft", (2019), 13.



German abstract:
Zahlreiche empirische Studien zeigen, dass verschiedene Merkmale der Arbeitszeit mit einem
erhöhten Risiko für Arbeitsunfälle und/oder Fehlhandlungen verbunden sind. Risikofaktoren aus der
Arbeitszeit sind z.B.:
. Schichtarbeit mit Nachtarbeit
. lange tägliche und wöchentliche Arbeitszeiten
. kurze Ruhezeiten zwischen zwei Schichten
. Ausfall von Arbeitspausen
Um tatsächliche oder geplante Arbeitszeiten und Schichtmodelle hinsichtlich ihres Unfallrisikos
bewerten zu können, wurde in diesem Jahr der XIMES-Risikorechner fertiggestellt. Dieses
webbasierte Software-Tool steht vonseiten der AUVA (Allgemeine Unfallversicherungsanstalt, Wien)
für die nicht kommerzielle Nutzung kostenlos zur Verfügung1.
Schichtmodelle können sich hinsichtlich aller oben genannter Arbeitszeitmerkmale unterscheiden, und
sollten dementsprechend auch unterschiedliche Risiken aufweisen. Um zu prüfen, ob dies in
Simulationsrechnungen der Fall ist, wurden verschiedene Schichtmodelle mit Nachtarbeit im XIMESRisikorechner
analysiert und ihre Risikobewertung verglichen. Folgende Schichtmodelle wurden
inkludiert (weitere werden auf dem Symposium vorgestellt):
1. Lang rückwärts rotiertes System mit 5 Nacht-, 5 Spät- und 5 Frühschichten mit 2 freien
Tagen dazwischen
2. "Ergonomisches" System mit kurzer Vorwärtsrotation (2 Früh-, 2 Spät-, 2 Nachtschichten
gefolgt von 3 freien Tagen)
3. 12-Stunden-Modell mit 1 Tag-, 1 Nachtschicht, gefolgt von 2 freien Tagen
4. 12-Stunden-Modell aus dem Offshore-Bereich mit 14 Tagen á 12 Stunden (7 Tag-, 7
Nachtschichten)
Die Ergebnisse zeigen bei allen untersuchten Systemen höhere Risiken im Vergleich zu Tagarbeit (5
Tage á 8 Stunden), jedoch treten abhängig vom Schichtsystem große Unterschiede auf:
Das "ergonomische System" (2) schneidet mit einem durchschnittlich um 8% erhöhtem Risiko am
günstigsten ab. Das lang rückwärts rotierte System (1) führt zu einem um 19% und das 12-Stunden-
Modell (3) zu einem um 39% erhöhten Risiko. Das "Offshore-Modell" (4) weist dagegen ein um 124%
erhöhtes Risiko auf, mit einem maximalen Risiko von ca. 350% in der letzten Nachtschicht (14.
Arbeitstag in Folge, 7. Nachtschicht).
Die maximalen Risiken für einzelne Arbeitstage zeigen in den anderen Systemen deutlich geringere
Werte, wobei auch hier das "ergonomische System" mit einer Spitze von ca. 45% für die letzte
Nachtschicht am günstigsten abschneidet. Einzelne 12-stündige Nachtschichten in System 3
erreichen 54%, die 5. Nacht in System 1 in Folge 88% Risikoerhöhung.
Der XIMES-Risikorechner ermöglicht eine rasche Bewertung von durchschnittlichen und maximalen
Risiken verschiedener Schichtmodelle. Die Ergebnisse können für die Evaluierung oder
Gefährdungsbeurteilung von Arbeitszeiten oder für die präventive Arbeitszeitgestaltung genutzt
werden.
Offene Forschungsfragen wie zB zu den Auswirkungen von Rufbereitschaften, geteilten Diensten oder
der Integration von Belastungsaspekten durch die Tätigkeit sind derzeit noch nicht implementiert. Der
open-source Ansatz für die Wissenschaft ermöglicht jedoch Ergänzungen und Modifikationen wenn
neue empirische Erkenntnisse vorliegen.

Created from the Publication Database of the Vienna University of Technology.