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Talks and Poster Presentations (with Proceedings-Entry):

J. Gärtner, A. Arlinghaus, B. Saupe, A. Schönauer, B. Stadler, H. Eichmann:
"Lange Arbeitszeiten, Soziale Teilhabe und Erholung - eine Pilotstudie mit mobilen Erfassungsgeräten";
Talk: 7. Symposium der Arbeitszeitgesellschaft, Wien (invited); 2019-10-11; in: "7. Symposium der Arbeitszeitgesellschaft", (2019), 17.



German abstract:
Während die gesundheitlichen Effekte langer täglicher Arbeitszeiten bereits in verschiedenen Settings
untersucht wurden, gibt es noch relativ wenige Erkenntnisse zu der sozialen Teilhabe und
Zufriedenheit bei Beschäftigten mit langen Arbeitszeiten. Insbesondere längsschnittliche
Untersuchungen mit Messung der tatsächlichen Arbeits- und Ruhezeiten fehlen bislang weitgehend.
Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war daher, mittels mobiler Erfassungsgeräte (der Smarten
Tätigkeits- und Belastungsanalyse, erweitert auf Freizeitaktivitäten und Zufriedenheit) tatsächliche
Arbeitszeiten, Zeiten für Ruhe und Schlaf sowie verschiedene Freizeitaktivitäten zu messen.
Dazu erhielt eine Pilotstichprobe von n=10 Pflegekräften über einen Zeitraum von 14 Tagen hinweg
pro Person ein mobiles Erfassungsgerät. Auf diesem wurden Beginn und Ende von Arbeit und
Ruhe/Schlaf selbst eingegeben (Tagebuchstudie). Während der restlichen Zeit fragte das Gerät
zufallsgesteuert ca. alle 30 Minuten, welche Aktivität aus einer Liste von verschiedenen Freizeit-,
Betreuungs-, Haushaltsaktivitäten etc. gerade durchgeführt wurde (Multi-Momenterhebung).
Zusätzlich wurde täglich zu Beginn der Schlafphase ein Kurzfragebogen zur Zufriedenheit mit der
heutigen Freizeit präsentiert.
Insgesamt wurden rund 9.000 Messpunkte realisiert. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Aktivitäten
je nach Tageszeit und Dienstlänge unterscheiden: Personen mit längeren Diensten (>10 Stunden,
3.827 Messpunkte) arbeiteten tendenziell auch häufiger nachts und Personen mit kürzeren Diensten
(<10 Stunden, 5.252 Messpunkte) übten in den Nachmittag- und frühen Abendstunden mehr
Freizeitaktivitäten aus. Personen mit längeren Diensten schliefen etwas länger (Schlafanteil 42,6%)
als Personen mit kürzeren Diensten (Schlafanteil 38,8%), schränkten jedoch die Freizeitaktivitäten
stärker ein (Anteil Freizeitaktivitäten 25,9% vs. 33,1%).
Die Zufriedenheit mit der Freizeit war insgesamt eher niedrig (knapp 60% zufrieden mit ihrer Freizeit),
jedoch bei Personen mit längeren Diensten ähnlich wie bei Personen mit kürzeren Diensten (58,1%
vs. 57,3% zufrieden). Deutlichere Unterschiede zeigten sich in der Tageszeit: Personen, die den
Fragebogen zwischen 22 und 6 Uhr ausfüllten, waren im Mittel zufriedener als Personen, die
zwischen 6 und 22 Uhr antworteten (68,8% vs. 47,7% zufrieden). Weitere Auswertungen des Verlaufs
von Arbeit, Freizeit und Schlaf werden aktuell durchgeführt und sollen auf dem Symposium präsentiert
werden.
Diese Pilotstudie ist nach unserem Kenntnisstand eine der ersten, die Methoden der Tagebuchstudie,
Multi-Momenterhebung und Fragebögen kombiniert um die Effekte von langen Arbeitszeiten auf
Freizeitaktivitäten, Zufriedenheit und Schlaf zu untersuchen. Mit der täglichen Messung der Parameter
liegen Voraussetzungen vor, um Abläufe von Arbeit und Ruhe auf das Sozialleben zu untersuchen.
Die Ergebnisse tragen erste Kenntnisse bei und zeigen, dass eine Erfassung mit einer größeren
Stichprobe zu der Gewinnung stabiler Forschungserkenntnisse beitragen kann.

Created from the Publication Database of the Vienna University of Technology.