[Zurück]


Zeitschriftenartikel:

R.M. Villa:
"The Space Within. Notes on the Architectonics of the Mirror";
Contour, 5 (2020).



Kurzfassung deutsch:
Seit der Renaissance hat sich das perspektivische Zeichnen als die "objektivste" Art der Darstellung eines "subjektiven" Standpunktes etabliert; gerade durch die spiegelnde Oberfläche eines Spiegels, als dem Raum, in dem das Selbst objektiviert werden kann, findet diese Erfindung statt. Der scheinbare Widerspruch einer "objektiven Subjektivität" - auf dem der größte Teil der modernen Wissenschaft aufbaut - kann nur dann richtig untersucht werden, wenn ein solcher Raum der "Spekulation" als ausgeschlossenes, unsichtbares Element eines triadischen Settings angesprochen wird. Der Beitrag wird dann versuchen, die moderne "Rationalität" als eine "Projektion" zu betrachten, die aus einem solchen Ausschluss und einer solchen Externalisierung entsteht, um den Raum des Spiegels als eine Architektonik der Information zu untersuchen. Dies geschieht anhand einer Reihe von Beispielen - von der Architektur bis zur Philosophie, Kunst und Literatur -, in denen dieses Dritte bewusst in Frage gestellt wird oder wo es stattdessen "unsichtbar" am Werk ist. Der Umriss einer solchen "transzendentalen Topologie" wird dann vielleicht die Werkzeuge liefern, um Begriffe wie den des Lernens auf neuartige Weise zu behandeln: nicht als Anhäufung "objektiver Daten", sondern eher als die Fähigkeit, eine saubere Schiefertafel, eine tabula rasa, zu erstellen, während die Dispositionen dessen, was aktiv vergessen wird, "erinnert" (oder "verschlüsselt") werden. Darüber hinaus könnte eine solche Einsicht auch dazu beitragen, digitale zeitgenössische Techniken wie die architektonische Wiedergabe nicht im Gegensatz zu einer so genannten "analogen" Methode zu betrachten, sondern vielmehr in der gemeinsamen Konvergenz beider (Schmitts complexio oppositorum); die metaphorische Lesart des "Rechenraums" als eine neue Art von "Spiegel", in dem Formen formalisiert und kodiert (wir könnten vielleicht sagen "in-formed") werden, könnte daher eine Möglichkeit sein, eine "Brücke" zwischen dem Diskreten und dem Kontinuierlichen zu schlagen.

Kurzfassung englisch:
Since the Renaissance, perspective drawing has been established as the most 'objective' way to represent a 'subjective' point of view; it is precisely through the reflective surface of a mirror, as the space in which the self can be objectified, that such invention takes place. The apparent contradiction of an 'objective subjectivity'-which most of modern science builds upon-can be properly investigated only if such space of 'speculation' is addressed as an excluded, invisible element of a triadic setting. The paper will then try to look at modern 'rationality' as a 'projection' arising from such exclusion and externalisation-to inspect the space of the mirror as an architectonics of information. It will do so by looking at a range of examples-from architecture to philosophy, art and literature-in which this third is consciously questioned, or where it is instead 'invisibly' at work. The outline of such a "transcendental topology" will then perhaps provide the tools to address in a novel way notions such as the one of learning: not as the accumulation of 'objective data', but rather as the ability to make a clean slate, a tabula rasa, while still 'remembering' (or 'encrypting') the dispositions of what is actively being forgotten. Furthermore, such insight might also help to consider digital contemporary techniques such as architectural rendering not in opposition to a so-called 'analog' method, but rather in the common convergence of the two (Schmitt's complexio oppositorum); the metaphorical reading of 'computational space' as a new kind of 'mirror' in which forms are formalised and encoded (we could perhaps say "in-formed") might therefore be a way to cast a 'bridge' between the discreet and the continuous.


"Offizielle" elektronische Version der Publikation (entsprechend ihrem Digital Object Identifier - DOI)
http://dx.doi.org/10.6666/contour.vi5.102

Elektronische Version der Publikation:
https://publik.tuwien.ac.at/files/publik_289289.pdf


Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.