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Scientific Reports:

K Schwieger, P Saleh, A. Hula, M Hahn, A Genser, H. Ecker, M. Neumann:
"Evaluierung potentieller Gefahrenstellen für MotorradfahrerInnen basierend auf Fahrdynamikdaten - viaMotorrad";
Report for Österreichischer Verkehrssicherheitsfonds; Report No. 074, 2019; 120 pages.



English abstract:
In Austria, the number of accidents in the traffic sector has generally been declining for a long time, but for some vehicle categories this positive trend is not true. For single-lane motor vehicles, and for motorcycles in particular, stagnation occurs. This concerns i.e. the number of casualties per year of motorcycle riders and passengers. The small progress made in reducing accident rates and the search for measures to improve road safety for powered-two-wheelers was the reason for this study.

The overall goal of the research project viaMotorrad was to find ways to identify accident-critical road sections and dangerous spots, even before it actually comes to a motorcycle accident, with all its consequences.

For this, two questions were scientifically investigated.

. Can the subjective opinions and reports from motorcyclists on specific road or track sections provide useful information on problem areas and how to remedy them?

. Can the objectively determined data from test drives with a test vehicle be used to calculate the hazard potentials of track sections?

The first question was answered on the basis of data from a previous project called "Bikers Project", in which motorcyclists documented their subjective impressions on local hazards and problems after riding along a route. These survey results were now statistically processed by classification into hazard classes and then compared with the objective accident numbers in the investigated area.

A statistically significant correlation could be demonstrated between the five subjective hazard classes and the accident figures (weighted according to economic costs per accident class). From this result it can be deduced that the subjective opinion of motorcyclists on questionable routes in conjunction with a subsequent evaluation is suitable to support the identification of such risk areas, which have not yet become the location of an accident.

The second part of this study was devoted to a research approach based on objectively collected data. A specially equipped high-tech measuring motorcycle, the Motorcycle Probe Vehicle (MoProVe), was used for this purpose. With this measuring vehicle, three test tracks and three topographically similar reference tracks were negotiated by several drivers. The selection of the road sections and tracks was based on the data and results of the first part of this study.

The measuring motorcycle (KTM Super Adventure 1290) has a large number of integrated sensors. In addition to the on-board sensors several measuring systems for recording driving dynamics parameters, several GPS antennas and a video system has been added. A multi-level, semi-automated post-processing for editing and merging the recorded data provides the basis for efficient evaluation and data analysis. A dataset with numerous driving dynamics parameters and motorcycle-specific parameters on a one-meter-grid was created for each test ride.


Based on these data sets, potential danger spots can be identified by pattern recognition and may be used in a subsequent risk analysis. As a result, dynamic driving "Hazard Maps" for motorcycle routes can be generated for the first time. Such a Hazard Map can also represent a temporal change of the route in addition to the known accident data. The Hazard Map can also serve as a basis for assisting motorcycle-specific Road Safety Inspections (RSI).


By using the example of an RSI, the possibilities offered by viaMotorrad for the incorporation and consideration of motorcycle-specific aspects are presented in a practical and useful way. The results obtained show a clear benefit in the improvement of motorcycle safety. They form the basis for preventive risk minimization based on objectively detectable danger spots in the sense of a targeted and cost-efficient road safety work.

German abstract:
In Österreich sind die Unfallzahlen im Verkehrsbereich im Allgemeinen seit langem rückläufig, für manche Fahrzeugkategorien trifft dieser positive Trend jedoch nicht zu. Bei einspurigen Kraftfahrzeugen und insbesondere bei Motorrädern stagniert z.B. die Anzahl der pro Jahr verunfallten und getöteten Aufsassen. Die geringen Fortschritte in Bezug auf die Reduktion der Unfallkennziffern und die Suche nach Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit im Bereich Motorräder, war der Anlass für die vorliegende Studie.

Das übergeordnete Ziel des Forschungsprojektes viaMotorrad war es, Möglichkeiten zu finden, unfallkritische Straßenabschnitte und Gefahrenstellen zu identifizieren, noch bevor es dort tatsächlich zu einem Motorradunfall mit all seinen negativen Folgen kommt.

Dazu wurden zwei Fragestellungen wissenschaftlich untersucht:

. Können die subjektiven Meinungen und Meldungen von MotorradfahrerInnen zu bestimmten Straßen- bzw. Streckenabschnitten verwertbare Hinweise auf Problemstellen und deren Behebung geben?

. Können aus den objektiv ermittelten Daten von Messfahrten mit einem Messfahrzeug Gefahrenpotentiale von Streckenabschnitten errechnet werden?

Die Bearbeitung der ersten Fragestellung erfolgte auf Basis der Daten aus einem Vorläufer-Projekt namens "Bikers Project", in dem MotorradfahrerInnen nach Streckenbefahrungen ihre subjektiven Eindrücke zu lokalen Gefahren und Problemen dokumentierten. Diese Umfrageergebnisse wurden nun durch Einteilung in Gefahrenklassen statistisch aufbereitet und den objektiven Unfallzahlen im Untersuchungsbereich gegenübergestellt.


Es konnte dabei ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen den fünf subjektiven Gefahrenklassen und den Unfallzahlen (gewichtet nach volkswirtschaftlichen Kosten pro Unfallklasse) nachgewiesen werden. Daraus kann abgeleitet werden, dass die Erfassung von subjektiven Eindrücken von MotorradfahrerInnen an fraglichen Strecken in Verbindung mit einer nachfolgenden Auswertung geeignet ist, die Identifikation auch solcher Risikobereiche zu unterstützen, welche noch nicht unfallauffällig geworden sind.


Der zweite Teil dieser Studie war einem Forschungsansatz auf der Basis von objektiv erfassten Daten gewidmet. Dazu kam ein speziell ausgerüstetes High-Tech-Messmotorrad, das Motorcycle Probe Vehicle (MoProVe), zum Einsatz. Mit diesem Messfahrzeug wurden drei Untersuchungsstrecken und je eine zugehörige, topografisch ähnliche Referenzstrecke von mehreren Fahrern befahren. Die Auswahl der Messstrecken orientierte sich an den Daten und Ergebnissen des ersten Teils dieser Studie.


Das Messmotorrad (KTM Super Adventure 1290) verfügt über eine Vielzahl integrierter Sensoren und wurde zusätzlich mit mehreren Messsystemen zur Erfassung fahrdynamischer Parameter, mehreren GPS-Antennen und einem Videosystem, erweitert. Ein mehrstufiges, teilautomatisiertes Post-Processing zur Aufbereitung und Verschneidung der aufgenommenen Daten bietet die Grundlage für eine effiziente Auswertung und Analyse. Dabei entsteht für jeden gefahrenen Meter ein Datenset mit zahlreichen fahrdynamischen, strecken- und motorradspezifischen Parametern. Anhand dieser Daten können durch Mustererkennung potentielle Gefahrenstellen identifiziert werden. Diese fließen in eine anschließende Risikoanalyse ein.

Als Ergebnis können erstmals fahrdynamisch fundierte Gefahrenkarten für Motorradstrecken generiert werden. Eine solche "Hazard Map" kann neben den bekannten Unfalldaten auch Veränderungen der Infrastruktur, wie z.B. eine veränderte Griffigkeit, anhand der gemessenen Fahrdynamikwerte darstellen. Die Gefahrenkarte kann auch als Grundlage zur Unterstützung bei motorradspezifischen Road Safety Inspections (RSI) dienen.

Am Beispiel einer konkreten RSI werden die Möglichkeiten der in viaMotorrad neu entwickelten Methoden zur Einbeziehung und Berücksichtigung motorradspezifischer Aspekte praxisnah vorgestellt. Die dabei erlangten Ergebnisse zeigen einen Mehrwert in der Verbesserung der Motorradsicherheit. Sie bilden die Basis für eine präventive Risikominimierung auf Grund objektiv erfassbarer Gefahrenstellen im Sinn einer zielgerichteten und kosteneffizienten Verkehrssicherheitsarbeit


Electronic version of the publication:
https://publik.tuwien.ac.at/files/publik_294670.pdf


Created from the Publication Database of the Vienna University of Technology.