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Diploma and Master Theses (authored and supervised):

A. Buri:
"Der Wiener Gürtel. Transformation einer städtischen Verkehrsachse";
Supervisor: A. Psenner; Städtebau, Landschaftsarchitektur und Entwerfen, 2021; final examination: 2021-04-21.



English abstract:
The `Wiener Gürtel´, approximately 13 kilometers long and 70 meters wide, is an urban corridor that surrounds the historic suburbs of Vienna in an irregular curve. A public space of more than 90 hectares, that is mostly reserved for cars since the understanding of motorcars as an economic factor in the early 20th century. Its course in the urban area was determined by the construction of a rampart in the 18th century, which was, at the time of its erection, still far from the city gates. But the city grew and the `Linienwall´ became more and more a segregating border for the development of the city.The wall even survived the incorporation of the outer suburbs, as the responsibilities for its demolition could only be clarified with great difficulties. While the `Linienwall´ was still there, its successor, the `Wiener Gürtel´, was already being built. This new corridor was meant to create an affiliation between the old and new neighborhoods of the city. A new city railway in its course should have served as a new public transport for the majority of the people.The new urban boulevard was built represent the pride of the people of Vienna, on the dawn of a new century. This new century brought the rise of the automobile and with it a complete reorganization of the urban street space. Until then, pedestrians and horsedrawn carts were the benchmark for urban planning, but these slow means of transport were soon to be seen as an obstacle to the economic factor of the motorcar. This shift in priorities regarding public space was stipulated by new legislation and still influences how people are allowed to use public space today.This study examines the transformation processes of the `Wiener Gürtel´ and relates them to the general urban development of Vienna in order to classify the interactions triggered by the dynamics of change in the urban context. It becomes clear that the construction of the `Linenwall´ already influenced later developments of the city. For example, its function as a tax border had sociospatial effects on the urban areas nearby. Those effect can still be seen in the urban structure of today. The study then focuses on the significance of the `Wiener Gürtel´ as a public space and examines the transformation of the former city boulevard into a high-performance traffic corridor. The caroriented urban planning practice of the past decades has turned the `Gürtel´ from an attractive, diversely used outdoor space into a "noisy" and "smelly" traffic hell. For a possible future development of the `Gürtel´ into an attractive, public open space for all residents of the city, the last part of the work shows possible development approaches for an open-use, climate-friendly and transformative design on the `Wiener Gürtel´.

German abstract:
Der Wiener Gürtel ist ein etwa 13 Kilometer langes und durchschnittlich 70 Meter breites Verkehrsband, das sich in einem unregelmäßigen Halbkreis um die historischen Vorstädte Wiens schlingt. Ein insgesamt mehr als 90 ha umfassender öffentlicher Raum, der seit dem Siegeszug des Automobils Anfang des 20. Jahrhunderts fast ausschließlich dem motorisierten Verkehr dient. Sein Verlauf im Stadtgebiet wurde durch die Anlage eines Verteidigungswalls im 18. Jahrhundert determiniert, der zur Zeit seiner Errichtung noch weit vor den Toren der Stadt lag. Doch die Stadt wuchs und der Linienwall wurde immer mehr zur Trennlinie für die Entwicklung der zukünftigen Großstadt. Der Wall überdauerte sogar die Eingemeindung der außerhalb seiner Grenzen liegenden Vororte, da sich die Zuständigkeiten für seinen Abbruch nur mühsam aufklären ließen. Während der Linienwall noch stand, wurde bereits an seinem Nachfolger, dem Wiener Gürtel, gebaut. Dieser sollte eine Verbindung der alten und neuen Stadtteile schaffen. In seinem Verlauf war die Anlage einer Stadtbahn, als modernen Massenverkehrsmittel, bereits eingeplant. Dieser neue Stadtboulevard sollte ein stolzes Zeichen für die Bevölkerung Wiens darstellen, am Aufbruch in ein neues Jahrhundert. Dieses neue Jahrhundert brachte den Aufschwung des Au-tomobils und damit eine völlige Neuordnung des städtischen Straßenraums. Waren bis dahin FußgängerInnen und Fuhrwerke Maßstab der Planungen, galten diese langsamen Verkehrsarten nun bald als Hindernis für den Wirtschaftsfaktor "Kraftfahrzeug". Diese Verschiebung der Prioritäten im öffentlichen Raum wurde durch neue Gesetzgebungen festgeschrieben und beeinflusst bis heute, wie Menschen diesen Raum nutzen dürfen. Die vorliegende Arbeit untersucht die Transformationsprozesse am Wiener Gürtel und setzt sie in Relation zur allgemeinen Stadtentwicklung von Wien um die Wechselwirkungen, die durch diese Veränderungsdynamiken ausgelöst wurden im stadträumlichen Kontext einzuordnen. Dabei wird deutlich, dass schon die Anlage des Linenwalls, spätere Entwicklungen der Stadt beeinflusst hat. So bewirkte zum Beispiel seine Funktion als Steuergrenze sozialräumliche Effekte in den angrenzenden Stadtgebieten, die bis heute im Stadtgefüge ablesbar sind. In weiterer Folge legt die Arbeit einen Schwerpunkt auf die Bedeutung des Gürtels als öffentlicher Raum und beleuchtet den Wandel des einstigen Stadtboulevards zur Hochleistungsverkehrsachse. Dabei hat die autogerechte Stadtplanungspraxis der vergangenen Jahrzehnte den Gürtel von einem attraktiven, vielfältig genutzten Außenraum zu einer "lärmenden" und "stinkenden" Verkerhshölle gemacht. Für eine mögliche Entwicklung des Gürtels in Zukunft zu einem attraktiven, öffentlichen Freiraum für alle BewohnerInnen der Stadt, werden im letzten Teil der Arbeit Entwicklungsansätze für eine nutzungsoffene, klimagerechte und transformationsfähige Gestaltung am Wiener Gürtel aufgezeigt.

Keywords:
Stadtmorphologie; Stadtgeschichte; Verkehrsentwicklung; öffentlicher Raum; Wien


Electronic version of the publication:
https://publik.tuwien.ac.at/files/publik_295962.pdf


Created from the Publication Database of the Vienna University of Technology.