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Diplom- und Master-Arbeiten (eigene und betreute):

S. Tobisch:
"Stadt zu Fuß. Der aktuelle Stand der Walkability-Forschung und seine Implikationen für die Entwicklung der fußgängerInnenfreundlichen Stadt am Beispiel des Wiener Westbahnhofareals";
Betreuer/in(nen): A. Psenner; Städtebau, Landschaftsarchitektur und Entwerfen, 2021; Abschlussprüfung: 17.06.2021.



Kurzfassung deutsch:
Städte auf der ganzen Welt werben mit hoher Walkability und im Besonderen mit ihren fußgängerInnenfreundlichen Stadtzentren. Diese Strukturen wurden jedoch nicht in jüngster Vergangenheit geschaffen, sondern stammen aus der Zeit vor der Entwicklung des Automobils, als Gehende noch die primäre NutzerInnengruppe darstellten. Nach dem Aufkommen des motorisierten Individualverkehrs und dessen genereller Verfügbarkeit für die breite Bevölkerung konnten neu errichtete Gebiete nicht mehr dieselben Qualitäten erreichen. Seit das Thema Walkability in den letzten Jahren wieder in den Fokus der Stadtplanung gerückt ist, wurde eine Reihe unterschiedlicher Konzepte implementiert, die auf dem Nachbilden von historischen Strukturen basieren, um erneut die Bedürfnisse von FußgängerInnen zu decken.
Wie aber würde eine Stadt für Gehende aussehen, deren Gestaltung nicht auf Konventionen basiert, sondern auf dem aktuellen Stand der Forschung über Walkability aufbaut?
Walkability ist ein vieldiskutiertes Thema und wird in diversen Forschungsgebieten wie Stadtplanung, Verkehrsforschung, Gesundheitswesen, Immobilienwirtschaft, Psychologie, Soziologie und Geografie behandelt. Eine Vielzahl von Studien über alle Disziplinen hinweg haben einen deutlichen Zusammenhang zwischen der gebauten Umwelt und dem Mobilitätsverhalten der Menschen festgestellt. Die Wahl des Fortbewegungsmodus, und somit auch das Zufußgehen stehen in besonders intensivem Zusammenhang damit. Während es durchaus auch interdisziplinäre Ansätze gibt, bewegt sich der Großteil der Studien innerhalb nur eines Forschungsgebietes. Im ersten Teil der Arbeit wird erkundet wie eine fußgängerInnenfreundliche Stadt aussehen könnte, indem Ergebnisse von Studien zu Walkability über die Disziplinen hinweg miteinander in Bezug gesetzt werden. Die Forschungsergebnisse werden anhand der häufig genannten Einflüsse der gebauten Umwelt auf das Zufußgehen, den sogenannten D-Kenngrößen - Density, Diversity, Design, Distance to Transit und Destination Accessibility - organisiert. Das Gehen aus Verkehrsgründen und als Selbstzweck wird dabei ebenso behandelt wie die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum.
Die aus der Analyse gewonnenen Entwurfsparameter werden im zweiten Teil der Arbeit auf einem konkreten Forschungsareal angewandt. Das ausgewählte Gebiet - das Westbahnhofareal in Wien - befindet sich unmittelbar außerhalb des Gürtels am Rand des Stadtzentrums. Der Westbahnhof war bis zur Eröffnung des Hauptbahnhofs im Jahr 2014 einer der bedeutendsten Bahnhöfe Wiens. Seither wurden die von dort ausgehenden Zugverbindungen drastisch reduziert und der größte Teil der Struktur wurde stillgelegt. Das Areal wurde ausgewählt, weil es alle notwendigen Voraussetzungen für die Entwicklung einer hohen Walkability erfüllt: Eine gewisse Größe, Lage unmittelbar im kompakt gewachsenen Stadtzentrum und gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Das Gebiet befindet sich aktuell unter Bausperre zum Zweck der Umwidmung, es besteht also eine reale Perspektive, dass das Areal in Zukunft für die Entwicklung eines Stadtviertels zur Verfügung stehen wird.
Ziel dieser Arbeit ist es, herauszufinden wie die heutige Stadt für FußgängerInnen aussehen könnte. Dieser multidisziplinäre, forschungsbasierte Ansatz die begehbare Stadt zu entwerfen soll Schwachstellen und unterrepräsentierte Themen, in der Theorie als auch in der Praxis aufzeigen und hat das Potential die gängige Planungspraxis in der Stadtentwicklung in Frage zu stellen.

Kurzfassung englisch:
Cities around the world advertise their walkability and especially their walkable inner-city centres. But the root of their pedestrian friendly structures is found in their pre-automobile history - they were built at a time when pedestrians were still the primary user group. With the rise of motorised private transport many newly built areas failed to meet the same standards. Since the conservation of limited ressources has become a critical concern in recent years, the walkable city has developed into a major focus in urban planning due to its ressource efficient and sustainable landuse and low-emission transportation. Therefore a lot of concepts have been implemented that are based on the recreation of walkable historic structures, to once again meet the needs of pedestrians.
But what would the state-of-the-art walkable city look like?
Walkability is a heavily discussed topic and covered in various research fields like urban planning, transportation, public health, real estate, psychology, sociology and geography. A plethora of studies across the fields have found a relevant link between the built environment and travel behaviour. Mode choices and therefore also walking seem to be especially closely associated with it. While there are some interdisciplinary approaches, the bulk of the studies are within the borders of one field of research. This thesis aims to shine a light on what the most walkable city would look like, by connecting the results of studies on Walkability and the built environment across disciplines. The results are aligned along the often-named influences on walking, starting with the letter D - Density, Diversity, Design, Destination Accessibility, Distance to transit - most widely used in transport research and urban planning. Walking for transportation and for leisure will be included as well as quality of stay in public spaces.
The compiled research results are translated into parameters that will then be implemented onto a research area, the chosen site - Wien Westbahnhof - was one of the major stations in Vienna and is located on the border of the city centre. Its train connections were drastically reduced when the main railway station was opened in 2014, therefore most of the structure was decommissioned. This area was selected because it meets the following criteria: a certain size, situated directly in the highly urban and compactly grown city centre and reasonably good access to public transport, all of which are necessary preconditions for high walkability. It is also currently undergoing rezoning so there is a realistic prospect of it becoming available for urban planning in the future.
The objective of this work is to investigate what the state-of-the-art walkable city looks like now and potentially even indicate what it might look like in the future. The multidisciplinary, research-based approach to designing the walkable city might reveal weak spots and underrepresented topics in both theory and practice and has the potential to change common practices in urban planning.

Schlagworte:
Public Space, Ground Floor, Urban Parterre, Mobility, Walkability, Urban Development, Vienna


Elektronische Version der Publikation:
https://publik.tuwien.ac.at/files/publik_296347.pdf


Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.