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Diplom- und Master-Arbeiten (eigene und betreute):

M. Tischler:
"Die Finanzialisierung der Wohnungsproduktion in Wien: Die Finanzmarktnähe von Bauträgern und deren räumliche Investitionsmuster im Wiener Wohnungsneubau";
Betreuer/in(nen): J. Kadi, L. Plank; Institut für Raumplanung, 2020.



Kurzfassung deutsch:
Die Diplomarbeit untersucht die Finanzialisierung der aktuellen Wohnungsproduktion in Wien. Dabei wird der Marktanteil finanzialisierter Bauträger und deren räumliches Investitionsmuster herausgearbeitet und in einem internationalen Kontext am Beispiel Brüssels eingeordnet. Finanzialisierung ist ein
sozioökonomischer Transformationsprozess, welcher die zunehmende Bedeutung des Finanzmarktes auf unterschiedlichen Ebenen hervorhebt. Wohnungsmärkte wurden in diesem Kontext sukzessive zum Finanzanlagefeld von global verfügbarem anlagesuchendem Kapital. Abhängig von institutionellen
Rahmenbedingungen und politischen Machtverhältnissen in national bzw. regional unterschiedlichen Wohnungsmärkten äußert sich Finanzialisierung jedoch auf unterschiedliche Weise. Durch eine Mehrebenenanalyse der österreichischen- und Wiener Wohnungspolitik werden deshalb institutionelle
Veränderungen und Liberalisierungstendenzen der letzten Jahre aufgezeigt und damit der Rahmen für die Einbettung der Finanzialisierungsprozesse gesteckt. Um die Bedeutung von Finanzkapital an der aktuellen Wiener Wohnungsproduktion herauszuarbeiten, wird die Finanzmarktnähe von Bauträgern, welche zwischen 2017 und 2021 ein Wohnbauprojekt fertiggestellt haben bzw. fertigstellen werden, entlang
einschlägiger Kriterien der Finanzialisierungsliteratur untersucht. Die Datengrundlage dafür bildet einerseits die Bauträgerdatenbank Exploreal, welche ab 2017 eine detaillierte Übersicht über das aktuelle Neubaugeschehen am Wiener Wohnungsmarkt bietet und andererseits die Orbis-Unternehmensdatenbank mit Kennzahlen zu den einzelnen Bauträgern und deren Shareholdern. Auf diese Weise können Finanzialisierungsprozesse, für gewerbliche und gemeinnützige Bauträger differenziert, in der Wiener
Wohnungsproduktion herausgearbeitet werden. Finanzkapital kommt in beiden Sektoren mit unterschiedlichen Auswirkungen zum Einsatz: Knapp 40% der gewerblichen Bauträger weisen direkte oder
indirekte Verbindungen zum Finanzmarkt auf. Diese sind für circa 2/3 der gewerblichen Wohnungsproduktion verantwortlich. Die Mehrheit der gemeinnützigen Bauträger weist zwar über die Eigentümerstruktur Finanzmarktverbindungen auf, sie dürfen aber nur sehr eingeschränkt profitorientiert
wirtschaften. Finanzialisierte gewerbliche Bauträger weisen klare Schwerpunktgebiete im räumlichen Investitionsmuster auf und sind durchschnittlich für mehr als doppelt so große Projekte als nicht finanzialisierte Bauträger verantwortlich. Im räumlichen Muster gemeinnütziger Bauträger sind hingegen keine großen Unterschiede zu erkennen. Im internationalen Vergleich weist die private Wohnungsproduktion in Wien und Brüssel ähnliche Finanzialisierungstendenzen auf. Allerdings kommt in der Wohnungsproduktion in Wien dem gemeinnützigen Sektor eine wesentliche Bedeutung zu, während dieser in Brüssel verschwindend klein ist.

Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.