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Scientific Reports:

S. Stein, B. Hörl, H. Dörr, S. Pöchtrager, G. Brunnthaller, C. Berkowitsch, M. Wanjek, V. Marsch, A. Romstorfer, Y. Toifl, P. Sajovitz, C. Strobel:
"Interfaces & Competences in Freight logistics (INCOM-F)";
Report for Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie; Report No. 2014/07, 2014; 183 pages.



German abstract:
Executive Summary

Die F&E - Dienstleistung "INterfaces & COMpetences in Freight logistics" (INCOM F) wurde im Rahmen
der 1. Ausschreibung des Programms "Mobilität der Zukunft" beauftragt.

Weshalb wurde INCOM F beauftragt?
Da im gegenwärtigen Logistik und Transport geschehen Österreichs die zahlreichen Schnittstellen
zwischen Logistik und Güterverkehr bislang unzureichend identifiziert und koordiniert sind, werden
insbesondere die FTI- Potenziale an diesen Schnittstellen aktuell nur mäßig gehoben. Marktnahe
Innovationen an den jeweiligen Schnittstellen fehlen bzw. werden nicht ausreichend strategisch erforscht
und erfolgreich implementiert. Ein Ziel von INCOM F war, dem BMVIT diese Komplexität der
Schnittstellen verständlich darzulegen und den Markt so strukturiert darzustellen, dass die wichtigsten
Akteurinnen und Forschungslücken identifiziert und bei zukünftigen Ausschreibungen die FTI- relevanten
Themenfelder zu deren verstärkter Ausarbeitung angesprochen werden können. Besonders die Bildung
von Verständnis für Forschungsbedarf im Themenfeld der Gütermobilität zur Schaffung von neuem
Wissen und zur Entwicklung von Innovationen und Technologien stand im Fokus von INCOM F.

Wie gelangte INCOM F zu den Ergebnissen?
Zunächst wurden die Schnittstellen per se und anschließend (branchen ) spezifische FTI -Kompetenzen an
den jeweiligen Schnittstellen zwischen Güterverkehr und Logistik in Österreich ermittelt. Dieses erfolgte
durch eine Verknüpfung von Theorie (1)und explorativen Branchenanalysen (2). Den Untersuchungsbereich
stellten hierfür Supply Chains unterschiedlicher Komplexität in den Branchen: Automotive, Frischgemüse,
KEP- Dienste und Wertstoffrecycling dar. Sämtliche in den Branchen identifizierte Schnittstellen wurden
im Anschluss in Form einer umfangreichen Matrix branchenübergreifend zusammengeführt. Dieses
branchenscharf sortierte "FTI -Monitoring von Schnittstellen", gegliedert nach Fahrzeug , Infrastruktur
und Informationsseitigen Schnittstellen, dient der Lokalisierung und Charakterisierung der Schnittstellen
und in der Folge dem Aufzeigen von Defiziten zur Ableitung von FTI- Potenzialen. Um die abgeleiteten FTI -
Potenziale für künftige Forschungsausschreibungen nutzbar zu machen, wurde jede einzelne identifizierte
Schnittstelle einer Evaluierung unterzogen: Die FTI- Potenziale an den Schnittstellen wurden, im Hinblick
auf deren Relevanz für die Ziele im Programm "Mobilität der Zukunft", anhand eines Bewertungsformulars
eingeschätzt. Hierzu wurden die im Ausschreibungsleitfaden zum Programm "Mobilität der Zukunft"
angeführten Zielsetzungen der Themenfelder Mobilität 2020 herangezogen und daraus Ziele für den
Bereich Güterverkehr/Logistik ausgewählt und fallweise adaptiert.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
Insgesamt konnten 57 branchenübergreifende, kongruente Schnittstellen ermittelt werden: 8 fahrzeug- ,
20 infrastruktur- und 29 informationsseitige Schnittstellen. An diesen 57 Schnittstellen wurden jeweils ein
oder mehrere Defizit(e) identifiziert, aus denen Forschungslücken bzw. FTI -Potenziale abgeleitet wurden.
Da nicht alle Forschungslücken bzw. FTI -Potenziale zum aktuellen Zeitpunkt gleich relevant sind, wurde
eine Priorisierung unter Berücksichtigung der Zukunftsrelevanz der jeweiligen Schnittstellen
vorgenommen, um zu einer minimierten Anzahl an Empfehlungen für künftige Programm ausschreibungen zu gelangen: Die FTI- Potenziale der 14 höchstgereihten Schnittstellen wurden
detaillierter ausgeführt. Darauf basierend wurden folgende FTI -Potenziale als besonders relevant für die
Programmgestaltung (Forschungsthemen) zukünftiger Ausschreibungen eingestuft:

Fahrzeugseitig:
Unterstützung bei der Entwicklung des "zero emission" Transportmittels
Unterstützung bei der Entwicklung weiterer Maßnahmen, die Fahrzeuge umweltfreundlicher gestalten
(z.B. Aerodynamik, Forcierung des Leichtbaus in der Fahrzeugindustrie)
Automatisierte Prozesse (Beladung/Entladung) Reduktion von Durchlaufzeiten
(Automatisches) Sortiersystem für Paletten
Berücksichtigung von Trends im E- Commerce
Normierung der Gebinde und Verpackungen im gekühlten Bereich für alle Handelsunternehmen
Unterstützung bei der Findung nach Möglichkeiten der Rohstoff -Aufbereitung an der Wertstoffquelle
(z.B. Zerkleinerung, Komprimierung); Organisation der Demontage

Infrastrukturseitig:
Prüfung der Kühlnotwendigkeit bei Gemüselagerung und -transport
Lösungen für die Festlegung der optimalen Anzahl der Umschlagspunkte bei gleichzeitiger
Konsolidierung der Hauptlauftransporte
Lösungen zur Bestandsreduktion und gleichzeitiger Erhaltung der Flexibilität der Supply Chain
Kriterien für Standortwahl bei Firmengründung überdenken
Regelungen der Raumordnung und Flächenwidmung sind eventuell zu adaptieren
Entwicklung von Strategien / Tools im Zuge der Flächenausweisung zur Reduzierung negativer
Umweltwirkungen / externer Effekte von (Logistik- ) Unternehmen
Überdenken der Fahrverbote bezüglich der Rücktransporte; Simulation: Auswirkung der Restriktionen
(Wochenendfahrverbote) auf Fahrleistung und Verkehrsaufkommen bei Liberalisierung der
Restriktionen
Entwicklung von Strategien zur Reduktion der "Break Even Distance"
Standardisierung und Automatisierung physischer Prozesse (z.B. Automatisierte Beladung/Entladung,
Verpackung, etc.)
Effizientere Prozesse zur Reduktion der Durchlaufzeit
(Verstärkte) Länderübergreifende Zusammenarbeit
Recyclingverkehre auf der Donau

Informationsseitig:
Dynamische Tourenplanung basierend auf Echtzeit Informationen (z.B. Ladezonen,
Verkehrsverhältnisse, Unfälle, etc.)
Systeme zur zeitnahen Übermittlung von dynamischen infrastrukturell- bedingten Engpässen
(Überlastungserscheinungen, Baustellen u.v.m.) sowie zur Anpassung von Auslieferungsrouten
Verbesserung der Planbarkeit von Absatzmengen und Kapazitäten in Logistik und Produktion
Methoden flächendeckender Datenerfassung
Erforschung von Strategien zur Verbesserung der Wandlungsfähigkeit und Kapazitätsanpassung
Anbieten ganzheitlicher Plattformsysteme
Anbieten von Plattformen zur Kombination von Systemen unterschiedlicher Betreiber
Kontaktaufnahme seitens des Transporteurs mit den EmpfängerInnen, um (v.a. im B2C-Bereich) den
Zustellerfolg auf der letzten Meile zu gewährleisten
Sensorik zum Ladezustand für die Auslastung der Nutzlastkapazität in Fahrzeugen (z.B. Kleineisenschrott)
Abstimmung der Routenplanung mit Spontanverkehren
Verbesserung des gesellschaftlichen Stellenwertes von Logistikpersonal (Imagekampagnen)
Spezifischer Einbezug von Logistik- Ausbildungsberufen in Karriereförderungen
Erhebung des Bedarfs an Ausbildung, Fortbildung und Schulungen sowie Entwicklung eines Konzepts betreffend der Inhalte des Schulungsprogramms
Schaffung technischer Applikationen zur Dokumentation und Kommunikation von Qualitätsmängeln
sowie der Einleitung von Sofortmaßnahmen
Durchgängige Überwachung der Produktqualität, vor allem aufgrund erhöhter Produktanforderungen
im E- Commerce (mögliches Vorbild: Frischgemüse)
Dynamische Tourenplanung basierend auf Echtzeit -Informationen (z.B. Ladezonen,
Verkehrsverhältnisse, Unfälle, etc.)
Verbesserung bestehender Zeit und Routenplanungstools
Übertragung von Know how und Wissen auf KMU
Methoden zur Simulation komplexer logistischer Systeme (z.B. Wechselwirkung öffentlicher und
privater Raum)
Erhöhung der Zeit und Kosteneffizienz im Güterverkehr durch Entwicklung und Einführung
standardisierter Softwarelösungen entlang der gesamten Lieferkette

Selbstverständlich steht es dem/der AuftraggeberIn frei, innerhalb der Matrix "FTI Monitoring von
Schnittstellen" die Wertziffern beliebig zu verändern und somit zu einer abgewandelten Auswahl von FTI
relevanten Schnittstellen und Potenzialen zu gelangen. Die im Rahmen von INCOM F getätigte Auswahl
beruht auf den Erkenntnissen und Erfahrungen der ARGE zum Zeitpunkt der Erstellung des vorliegenden
Berichtes.

Keywords:
Logistik, Schnittstellen, letzte Meile, KEP-Dienste, Güterverkehr, Transport


Electronic version of the publication:
http://publik.tuwien.ac.at/files/publik_255612.pdf


Created from the Publication Database of the Vienna University of Technology.